Open-Access-Tage 2024: DEAL, Diamond and beyond

von Ralf Flohr und Olaf Siegert

Die Open-Access-Tage fanden in diesem Jahr vom 10. bis 12.09.2024 an der Technischen Hochschule Köln statt. Sie wurden von GESIS, der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, der Technischen Hochschule Köln, der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln und ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften gemeinsam organisiert und durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt.

Die Mehrzahl der Vorträge, Workshops, Poster und Diskussionsformate bewegte sich inhaltlich im Spektrum zwischen Transformationsverträgen auf der einen und nicht-kommerziellen Publikationsmodellen auf der anderen Seite. Zu den Teilnehmer:innen gehörten Wissenschaftler:innen sowie Vertreter:innen von Bibliotheken und anderen Einrichtungen der Wissenschaftsinfrastruktur, der Wissenschaftspolitik und von Verlagen. Aus Kapazitätsgründen war die Zahl der Teilnehmenden in Köln auf 300 begrenzt – und bereits mehrere Wochen vor Veranstaltungsbeginn ausgebucht.

Open Access als Wellenbewegung

In seiner Keynote „Diamond OA: Vierte und finale Welle der Open-Access-Förderung“ beschrieb Niels Taubert (Universität Bielefeld) die Open-Access-Transformation als eine Abfolge von Wellenbewegungen, die er unter den Aspekten Souveränität und Abhängigkeit analysierte. Bei der ersten Welle der Transformation, mit ihrem Fokus auf den institutionellen Repositorien, bestand die Abhängigkeit in der geringen Mitmachbereitschaft der Wissenschaftler:innen beim Self-Archiving. Dies führte bald zu neuen Zielsetzungen, wie etwa die Einbindung in Forschungsinformationssysteme.

Die zweite Welle der Transformation konzentrierte sich auf Gold-OA-Journale und den Aufbau von Publikationsfonds. Die Abhängigkeit zeigte sich, als in Teilen ökonomische Interessen vor wissenschaftliche Qualität gestellt wurden.

Transformationsverträge, insbesondere die DEAL-Verträge, stellten die dritte Welle dar und führten zu multiplen Abhängigkeiten, etwa von der Zahlungsfähigkeit der beteiligten Einrichtungen, der Solidarität unter den Einrichtungen und dem Erreichen von Verhandlungszielen der Konsortien.

Mit Diamond Open Access steht die Transformation schließlich am Beginn einer vierten Welle. Taubert präsentierte die Ergebnisse des BMBF-Projekts CODRIA und ging damit ausführlich auf die deutsche Diamond-Landschaft ein. Obwohl sich Diamond Open Access zumindest in den Geistes- und Sozialwissenschaften gut etabliert hat, bestehe, so Taubert, auch hier die Gefahr, dass sich neue Abhängigkeiten entwickeln und die hohen Erwartungen an das wissenschaftsgeleitete Open Access nicht erfüllt werden.

Neue Transformationsstrategie

Michaela Voigt (TU Berlin) beschrieb in ihrem Vortrag „Definieren, identifizieren, fördern. Fair-OA-Aktivitäten monitoren“ die Entwicklung einer neuen Transformationsstrategie an der TU Berlin, die sich an der Definition der Fair Open Access Alliance orientiert, bei der wissenschaftsgeleitete Initiativen und Projekte im Vordergrund stehen. Fair Open Access stellt für die Strategie der TU ein passgenaueres Konzept als Diamond Open Access dar. Dabei soll vor dem Hintergrund steigender Open-Access-Kosten und der Mittelbindung durch Publish & Read-Verträge vor allem die nichtkommerzielle Publikationstätigkeit strukturell gefördert werden. Non-Profit-Infrastrukturen sollen künftig systematisch unterstützt werden. Der Prozess für den Aufbau des Fair-OA-Fonds wurde an der TU Berlin bereits im Januar 2024 gestartet. Zentrale Akteurin und Infrastrukturdienstleisterin ist die Universitätsbibliothek. Teil der Strategie ist auch ein umfassendes OA-Monitoring, in dem neben der Publikationstätigkeit von Forschenden auch weitere Aktivitäten wie zum Beispiel Herausgeberschaften und Gutachtertätigkeiten erfasst werden.

Open-Access-Beiträge der ZBW

Die ZBW war ebenfalls mit mehreren Beiträgen vertreten. So zeigte Ralf Toepfer (Stellvertretende Leitung der ZBW-Abteilung „Elektronisches Publizieren“) in seinem Vortrag „Aktive Vernetzung der ZBW mit der Wirtschaftsforschung im Kontext der Open-Access-Transformation“ am Beispiel des fachlichen Repositories EconStor sowie dem Diamond-Open-Access-Unterstützungsmodell Open Library Economics, mit welchem Mix an Ansätzen die jeweiligen Zielgruppen in der Wirtschaftsforschung adressiert werden.

Juliane Finger gehörte zum Organisationsteam des Workshops: „Wie kann gemeinschaftlich organisiertes und finanziertes Diamond Open Access gelingen?“ Im Workshop wurden anhand der Erkenntnisse aus drei laufenden Projekten (KOALA-AV, ELADOAH, OLEKonsort) bekannte Hürden der organisatorischen und finanziellen Beteiligung an Diamond Open Access diskutiert und mögliche Lösungsansätze entwickelt.

Darüber hinaus organisierte Olaf Siegert (Open-Access-Beauftragter der ZBW) gemeinsam mit der Fokusgruppe Fachrepositorien den Workshop „Fachliche Repositorien zwischen technisch-organisatorischer Professionalisierung und Vernetzung mit ihren Forschungscommunities“. Dabei wurden basierend auf Erkenntnissen neuerer Studien (wie dem COAR Repository Survey (2023) und der Allianz-Studie zu Open-Access-Infrastrukturen (2024)) in verteilten Arbeitsgruppen Best Practices für die Weiterentwicklung von fachlichen (und institutionellen) Repositorien diskutiert. Die Themen reichten von der Vernetzung mit der disziplinären Forschungscommunity über Hosting und Software bis hin zu Metadaten und Workflows sowie Governance- und Ressourcenfragen.

Insgesamt war die Tagung mit ihrem reichhaltigen Programm und den vielfältigen Beteiligungs- und Vernetzungsmöglichkeiten wieder eine sehr lohnenswerte Veranstaltung, der man die wachsende Bedeutung des Themas Open Access anmerkt. Die nächsten Open-Access-Tage finden vom 17. bis 19. September 2025 an der Universität Konstanz statt.

Über die Autoren:

Ralf Flohr ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Publikationsdienste und Content Manager von EconStor an der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft.
Porträt: Ralf Flohr©

Olaf Siegert leitet die Abteilung Publikationsdienste der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft und engagiert sich als ihr Open-Access-Beauftragter. Er ist zudem für das Thema Open Access in verschiedenen Gremien und Netzwerken aktiv, u.a. bei der Leibniz-Gemeinschaft, der Allianz der Wissenschaftsorganisationen und bei LIBER.
Porträt: ZBW©
Featured Image, Fotograf: Olaf Siegert©

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