Data Stewards: zentrale Anlaufstelle für Forschungsdaten und Open Data
Vor wenigen Jahren haben Universitäten und Forschungseinrichtungen damit begonnen, Data Stewards zu berufen. Doch worin besteht ihre Aufgabe genau und wie sieht ihre Einbindung in die Gesamtorganisation aus? Im Interview erläutern zwei Data Stewards von der Universität Basel ihre Rolle und berichten von ihrer Arbeit
Im Interview mit Birgit Knöpfli und Dr. Christian Rutzer
Birgit Knöpfli und Dr. Christian Rutzer sind Data Stewards an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel. Hier berichten sie von ihren Erfahrungen.
Wie sieht Ihre Rolle als Data Stewards aus?
Wir sind die erste Anlaufstelle für alle Forschenden der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel in Fragen des Datenmanagements. Dazu gehören beispielsweise Fragen rund um die Erstellung von Datenmanagementplänen für Projektanträge, die sichere Speicherung (teilweise sensibler) Daten oder die Sicherstellung der Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Arbeiten. Darüber hinaus sind wir das Bindeglied zwischen der Fakultät und dem Forschungsdatennetzwerk der Universität Basel. Dies beinhaltet neben dem Informationsfluss auch die Organisation von Veranstaltungen zum Thema Forschungsdatenmanagement für Forschende der Fakultät.
Wo sind Sie angesiedelt? Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit anderen Teilen Ihrer Universität aus, beispielsweise mit der Bibliothek?
Als Data Stewards sind wir Teil des Forschungsdatenverbundes der Universität. Das Forschungsdatennetzwerk hat eine zentrale Einheit, die in der Universitätsbibliothek angesiedelt ist. Darüber hinaus gibt es in verschiedenen Fakultäten Data Stewards, wir sind zum Beispiel Teil der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, und verschiedene andere Serviceeinheiten, die für das Datenmanagement wichtig sind, wie zum Beispiel die Fakultäts-IT. Die in der Universitätsbibliothek angesiedelte zentrale Einheit ist für den Aufbau des Netzwerks verantwortlich und fungiert als dessen Drehscheibe. Sie organisiert beispielsweise Veranstaltungen zum Thema Datenmanagement, vernetzt die an der Universität mit Datenmanagement betrauten Personen und bietet verschiedene Kurse zur Aus- und Weiterbildung von Data Stewards an.
Dabei üben wir die Funktion als Data Stewards nur als Nebentätigkeit aus. Hauptberuflich arbeitet Birgit Knöpfli als wissenschaftliche und administrative Mitarbeiterin für die Lehrstühle Personal und Organisation sowie Arbeitsmarktökonomie und unterstützt die beiden Professuren in Forschung und Lehre. In seiner Haupttätigkeit am CIEB betreibt Christian Rutzer neben Grundlagenforschung auch anwendungsorientierte Analysen für Verbände, Unternehmen und die Verwaltung. Aufgrund seiner aktiven Forschungstätigkeit hat er ein sehr gutes Verständnis für die Bedürfnisse der Forschenden und auch hinsichtlich der Anforderungen an das Datenmanagement.
Worin liegt der Mehrwert Ihrer Rolle aus Ihrer Sicht?
Das Spektrum der Fragen, mit denen sich die Forschenden an uns wenden, ist sehr vielfältig und umfasst sowohl IT-bezogene Anliegen – wie Fragen zur Datenspeicherung oder zum Einsatz spezifischer Software – als auch rechtliche Aspekte im Umgang mit sensiblen Daten.
Vor diesem Hintergrund sehen wir den Mehrwert unserer Rolle vor allem in zwei Aspekten: Zum einen bieten wir den Forschenden eine klare Anlaufstelle an ihrer Fakultät, an die sie sich mit ihren Fragen wenden können. Zum anderen verfügen wir über ein breites Netzwerk innerhalb der Universität. Dies ermöglicht uns, spezialisierte Expertinnen und Experten beizuziehen, wenn unser eigenes Fachwissen zur Beantwortung einer Frage nicht ausreicht. Neben dem Wissen um das Datenmanagement liegt einer unserer Vorteile im Vergleich zu den Forschenden genau darin: Wir wissen, an welche Personen wir uns mit spezifischen Fragen wenden können. Dabei nutzen wir sowohl die Ressourcen der zentralen Einheit als auch unser persönliches Netzwerk, das wir durch unsere Hauptberufe und diverse Netzwerkveranstaltungen aufgebaut haben. Dieses Modell stellt sicher, dass die Forschenden nicht nur eine zentrale Anlaufstelle haben, sondern durch uns auch von einem breiten Netzwerk an Fachexpertise profitieren können.
Welche Erfahrungen haben Sie bislang als Data Stewards gemacht?
Das Data-Stewardship-Programm an der Universität Basel befindet sich im Aufbau. Wir sind also noch relativ neu in dieser Funktion. Unsere bisherigen Erfahrungen mit der zentralen Organisation, der Fortbildung im Bereich Data Management und dem Netzwerk insgesamt sind sehr positiv. Es gibt immer jemanden an der Universität, der uns auch bei kniffligen Fragen weiterhelfen kann und dies auch gerne tut. Auch von den Forschenden haben wir bisher positives Feedback erhalten. Wir denken, dass insbesondere junge Wissenschaftler:innen davon profitieren, Data Stewards als Ansprechpartner:innen zu haben, da professionelles Datenmanagement in den Wirtschaftswissenschaften zunehmend an Bedeutung gewinnt, nicht nur für den Publikationsprozess und die Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse.
Wie sehen aus Ihrer Sicht sinnvolle erste Schritte für Open Data aus?
Der Trend in den Wirtschaftswissenschaften geht eindeutig in Richtung einer Open-Data-Kultur. Dies ist aus unserer Sicht sehr zu begrüßen. Für Veröffentlichungen in renommierten wirtschaftswissenschaftlichen Fachzeitschriften ist es mittlerweile erforderlich, Code und Daten zur Verfügung zu stellen, die die Reproduzierbarkeit der Endergebnisse gewährleisten. Viele Autor:innen gehen inzwischen noch einen Schritt weiter und machen ihre Arbeiten vollständig reproduzierbar, indem sie alle Rohdaten bis hin zu den Endauswertungen und den entsprechenden Codes in öffentlich zugänglichen Repositorien zur Verfügung stellen (einige Zeitschriften, wie zum Beispiel die American Economic Review, machen dies inzwischen sogar zur Voraussetzung für eine Publikation). Darüber hinaus ist zu beobachten, dass der von den Top-Journals vorgegebene Standard hinsichtlich der Bereitstellung von Daten und Code zunehmend auch von anderen Zeitschriften im Bereich der Wirtschaftswissenschaften übernommen wird.
Vor diesem Hintergrund ist ein professionelles Datenmanagement nahezu unverzichtbar und der wissenschaftliche Nachwuchs tut gut daran, frühzeitig damit zu beginnen.
Wir bedanken uns bei Birgit Knöpfli und Christian Rutzer für das Gespräch.
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Birgit Knöpfli ist als wissenschaftliche und administrative Mitarbeiterin für die Lehrstühle Personal und Organisation sowie Arbeitsmarktökonomie an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel tätig.
Porträt: Birgit Knöpfli©
Dr. Christian Rutzer ist in seiner Haupttätigkeit stellvertretender Leiter des Centers for International Economics and Business (CIEB). Die Forschungsstelle ist an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel angesiedelt. Dr. Christian Rutzer ist auf LinkedIn zu finden.
Porträt: Dr. Christian Rutzer©
Beide stehen der Fakultät zudem als Data Stewards zur Verfügung.
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