Offener Brief: Open Science sollte unterstützen, nicht sanktionieren

von Guido Scherp

Ende 2021 hat die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft mit dem Open Science Retreat ein neues Online-Format ins Leben gerufen, um im kleinen Kreis internationaler Open-Science-Enthusiast:innen aktuelle und weltweit relevante Open-Science-Themen intensiv zu diskutieren. Das Ergebnis ist völlig offen, der Fokus liegt auf Vernetzung und Austausch.

Auf dem dritten Retreat im Juni 2022 diskutierten die Teilnehmer:innen das Thema “Impact of Global Crises on the Open Science Movement” (auf Deutsch: “Auswirkungen globaler Krisen auf die Open-Science-Bewegung”). Krisen, das hat beispielsweise die Corona-Pandemie eindrucksvoll bewiesen, können Offenheit überraschend befördern. Wiederum haben andere Krisen, wie der brutale und völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine (#ScienceForUkraine) mit dem durch sie verursachten Leid und Zerstörung, einen schmerzlich einschränkenden Effekt auf die Offenheit von Wissenschaft. Aber wie wirken sich solche Ereignisse auf die Open-Science-Bewegung im Allgemeinen aus? Und wie reagiert die Open-Science-Gemeinschaft darauf? Diese und andere Fragen wurden im Laufe des Retreats erörtert. Dabei wurde den Teilnehmer:innen schnell klar, dass ein solcher Diskurs und eine entsprechende Reflektion bisher kaum stattgefunden haben.

So kam es, dass einige Teilnehmer:innen des Open Science Retreats den offenen Brief “Open Science should provide support, not impose sanctions” (auf Deutsch: “Open Science sollte unterstützen, nicht sanktionieren”) verfassten. Er richtet sich allgemein an die Open-Science-Gemeinschaft. Dabei stehen zwei Kernthesen im Mittelpunkt:

  • Die Open-Science-Bewegung sollte sich mit der Frage befassen, ob und wenn ja, unter welchen Rahmenbedingungen in globalen, politischen Krisen „Geschlossenheit“ (Closeness) angemessen sein kann.
  • Offenheit darf nicht benutzt werden, um in globalen, politischen Krisen durch Schließung offener Angebote Sanktionen zu platzieren.

Mit dem offenen Brief werden diese Aspekte näher beleuchtet.

Ziel des offenen Briefes ist es, den Diskurs und die entsprechende Reflektion zu den genannten Aspekten weiter anzuregen. Daher laden die Autor:innen die Open-Science-Gemeinschaft ausdrücklich dazu ein, diesen Brief zu unterstützen.

 

Unterstützen Sie den offenen Brief hier


 

Dieser Text ist eine Übersetzung aus dem Englischen.

Weiterführende Links:

Über den Autor:
Dr. Guido Scherp ist Leiter der Abteilung “Open-Science-Transfer” an der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Er ist auch auf LinkedIn und Mastodon zu finden.
Porträt: ZBW©, Fotograf: Sven Wied

Diesen Blogpost teilen:

Dr. Guido Scherp ist Leiter der Abteilung “Open-Science-Transfer“ der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft und Koordinator des Leibniz-Forschungsverbunds Open Science. (Porträt: Photographer Sven Wied, ZBW©)

Das Openness Profile von Knowledge Exchange: Was können Infrastruktureinrichtungen tun? Citizen Science und Datenmanagement –  ein Workshop-Bericht Drittmaterialien in Open-Access-Monografien: Wie weit reicht die Creative-Commons-Lizenz wirklich?

View Comments

User Experience in Bibliotheken: 35 vielversprechende Ansatzpunkte für Einstieg und Austausch mit Gleichgesinnten
Nächster Blogpost