Horror Forschungsdatenmanagement: 4-Best-Practice-Beispiele für gelungene Gamifications

von Elisa Rodenburg, Samuel Simango, Nadine Neute und Markus Herklotz
 

Online-Escape-Game: spielerische Sensibilisierung für den Datenhorror

Von Elisa Rodenburg

2020 war ein schwieriges Jahr für Veranstaltungsorganisator:innen, und eine Kollegin und ich hofften, eine lustige Online-Aktivität auf die Beine stellen zu können. Zusammen mit einigen Kolleg:innen aus anderen niederländischen Universitätsbibliotheken organisierten wir die „Data Horror Week“ zu Halloween. Wir nutzten das “Horror”-Thema, um die Relevanz eines guten Forschungsdatenmanagements und die Dinge, die in der Forschung schiefgehen können, hervorzuheben, und bauten einen OnlineEscapeRoom.

Die Spieler:innen (Forschende und andere) werden dabei in einem Raum (auf einer Website) “eingesperrt” und müssen “entkommen”, indem sie sechs Rätsel über Forschungsdatenmanagement (FDM) lösen. Dabei lernen sie Aspekte des FDM kennen, die zur Erstellung eines Datenmanagementplans gehören. Unser Data Horror Escape Room ist als Open Educational Resource (OER) frei verfügbar.

Seitdem haben wir den Escape Room für Schulungen, Sensibilisierungskampagnen, Teambuilding-Veranstaltungen oder einfach zum Spaß eingesetzt. Wir haben den Escape Room während der Session “Level up! Building the skills” auf der LIBER-Konferenz 2021 als ein Beispiel für Gamification in der Ausbildung von Forschungskompetenzen vorgestellt. Wir erhielten so viele und hilfreiche Rückmeldungen, dass wir beschlossen, den Spaß fortzusetzen und ein Folgespiel in Form eines „Open Science Escape Rooms“ für die Data Horror Week 2022 zu entwickeln.

 

Research Data Management Adventure Game: Forschungsdaten a la Indiana Jones

Von Samuel Simango

Das Research Data Management Adventure Game (FDM-Abenteuerspiel) ist ein textbasiertes interaktives Online-Rollenspiel, das auf den Herausforderungen des Datenmanagements in einem Forschungsprojekt basiert. Entwickelt haben es die Bibliotheken der Universitäten Bath (England) und Stellenbosch (Südafrika) von 2017 bis 2020. Das Abenteuerspiel führt die Spieler:innen durch unterschiedliche Phasen des Lebenszyklus von Forschungsdaten, stellt sie vor eine Datenmanagement-Herausforderung und erlaubt ihnen, Entscheidungen zu treffen, die den Erfolg ihrer Forschungsprojekte beeinflussen. Es ist online frei verfügbar und kann über eine Internetverbindung und einen Webbrowser aufgerufen werden. Verwendet werden kann es als Teil eines asynchronen virtuellen Trainings oder eines synchronen interaktiven Trainings. Für eine optimale Lernerfahrung funktioniert das FDM-Abenteuerspiel am besten als Einzelspieler:innen-Spiel. In Gruppen kann es jedoch ebenfalls verwendet werden.

Die Idee, das Spiel zu entwickeln, entstand aus dem Mangel an Lernspielen, die sich speziell auf das Management von Forschungsdaten konzentrieren. Das FDM-Abenteuerspiel richtet sich in erster Linie an Doktorand:innen sowie an Nachwuchsforschende und Akademiker:innen. Die Spieler:innen können sich entscheiden, ob sie das gesamte Spiel spielen wollen oder nur bestimmte Phasen des Lebenszyklus des Forschungsdatenmanagements. Im Durchschnitt dauert das gesamte Spiel 60 Minuten, obwohl dies von den spezifischen Pfaden und Entscheidungen abhängt, die von den Spieler:innen getroffen werden. Bislang wurde das Spiel von 1.520 Personen in 71 Ländern gespielt; und es werden jeden Tag mehr.
 

Research Data Scarytales: eine unheimliche Reise

Von Nadine Neute

Mit den Research Data Scarytales möchte das Thüringer Kompetenznetzwerk Forschungsdatenmanagement Sie auf eine unheimliche Reise mitnehmen und Ihnen in kurzen Geschichten zeigen, welche schaurigen Folgen Fehler im Datenmanagement haben können. Wir betrachten dabei ein breites Spektrum von Szenarien, die von kleinen Unannehmlichkeiten einer einzelnen Person bis zu permanenten Folgen für die Menschheit reichen. Alle Leser:innen haben die Möglichkeit, selbst herauszufinden, was in den verschiedenen Geschichten schiefgelaufen ist. Jedes Szenario beginnt mit einer kurzen Darstellung der Fakten. Danach können Sie rätseln, was genau passiert ist! Spiel und Spielanleitung finden Sie auf unserer Überblicksseite.

Das Spiel richtet sich an alle Datennutzer:innen: Forschende, Lehrende, Bibliotheks- und digitale Infrastrukturmitarbeiter:innen …. einfach alle, die mit den vorgestellten Problemen in Berührung kommen können. Bestellen Sie das physische Spiel beim TKFDM info(at)forschungsdaten-thueringen.de und setzen sich in gemütlicher Runde mit dem Thema auseinander, oder nutzen Sie es in ihren Schulungen. Für eine bessere Integration in bestehende Materialien und die Durchsuchbarkeit nach Themen und Quellen steht zusätzlich eine reine Textversion der Stories auf Zenodo bereit. Die flexibel gestaltbare Dauer, die breite inhaltliche Fächerung und die unterschiedlichen Beispiele machen es leicht, eine Spielrunde in Workshops einzubauen. Sie lernen wie nebenbei einiges über Arbeitsumgebung, Vorkenntnisse und konkrete Anliegen Ihrer Workshopteilnehmer:innen und „stupsen“ diese an, aktiv teilzunehmen.
 

BERD Data Literacy Snacks: Forschungsdatenmanagement für die Mittagspause

von Markus Herklotz

Mit der Menge und Vielfalt der erzeugten Daten steigt auch der Bedarf an ausgebildeten Expert:innen. Gleichzeitig kommen die Personen, die mit Daten arbeiten, aus sehr unterschiedlichen Berufsfeldern zwischen Forschung und Infrastruktur und suchen nach Möglichkeiten, ihre Fähigkeiten für die sich schnell verändernde digitale Welt zu erweitern. Es kann jedoch schwierig sein, dazu Einstiegsmöglichkeiten zu finden, die in den eigenen beruflichen Zeitplan passen.

Um diese Hürden zu senken, haben wir die Data Literacy Snacks im Rahmen der Initiative BERD (Business, Economic and Related Data) entwickelt. Aufbauend auf dem Format der Coffee Lectures sind die Data Literacy Snacks eine kostenlose Online-Reihe, die einen kompakten Input von maximal 60 Minuten bietet, der genau in Ihre Mittagspause passt. Dazu gehören eine 30- bis 45-minütige Präsentation und eine 15-minütige Diskussion, die von einem:einer Moderator:in geleitet wird, der:die per Chat auf Ihre Fragen eingeht. In der ersten zweiwöchentlichen Reihe im Jahr 2021 wurde eine allgemeine Einführung in das Forschungsdatenmanagement gegeben und die Themen Reproduzierbarkeit, Datenschutzrecht und Wikibase-Knlowedge-Graphs detaillierter behandelt.

Wir waren sehr erfreut darüber, dass die Snacks mit bis zu 65 Teilnehmenden (pro Veranstaltung) aus Forschung und Infrastruktur so gut angenommen wurden. So konnten wir direkt mit der Community in Kontakt treten, das Bewusstsein für Fragen des Forschungsdatenmanagements schärfen und den Bedarf an Informationen darüber ermitteln. Auf Grundlage dieser Erfahrungen werden die Data Literacy Snacks 2022 wieder stattfinden, und wir laden Sie herzlich ein, Vorschläge für Ihre Lieblingsthemen auf unserer Website einzureichen.
 

Hintergrund und INCONECSS

Dieser Round-up-Post ist aus einem digitalen Community Meeting zu „Trainings & Games related to Research Data“ von INCONECSS (International Conference on Economics and Business Information) entstanden.

Sketchnotes vom INCONNECS Community Meeting #3 & #4: „Trainings & Games related to Research Data“

INCONECSS ist eigentlich eine alle drei Jahre stattfindende, internationale Konferenz für Bibliotheksmitarbeitende und Informationsspezialist:innen, die in ihrem beruflichen Alltag Forschende der Wirtschaftswissenschaften unterstützen. Hauptthemen sind zum Beispiel: Forschungsdatenmanagement, die Veränderung von Kompetenzen und Strukturen, die Unterstützung der Forschung und Open Access. Um die langen Pausen zwischen den Konferenzen zu überbrücken, wurden die Community Meetings ins Leben gerufen. Zuletzt tauschten sich dabei FDM-Expert:innen zu alternativen Herangehensweisen aus.

Tipp: Die nächste INCONECSS findet vom 17.05 – 19.05.2022 statt. Informationen zur Veranstaltung finden sich auf der Website.

Dieser Text ist eine Übersetzung aus dem Englischen.

 

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über die Autor:innen

Elisa Rodenburg ist Forschungsdatenexpertin an der Universitätsbibliothek der Vrije Universiteit Amsterdam. In dieser Funktion unterstützt sie Forscher:innen bei verschiedenen Aspekten des Forschungsdatenmanagements und Open Science.
Porträt, Fotograf: René Knoop

Samuel Simango leitet die Forschungsdatendienste am Bibliotheks- und Informationsdienst der Universität Stellenbosch in Südafrika. Er interessiert sich für die Konzeption und Implementierung von Systemen zur Verwaltung von Forschungsdaten – insbesondere in Bezug auf die Integration von Lebenszyklusmodellen, Governance-Rahmen, technologischer Infrastruktur und Diensten, die für das Forschungsdatenmanagement gelten.
Porträt: Samuel Simango©

Nadine Neute ist Fachreferentin für Wirtschaftswissenschaften an der UB Erfurt, betreut die Servicestelle Forschungsdatenmanagement der Universität Erfurt und arbeitet in dieser Funktion im Thüringer Kompetenznetzwerk Forschungsdatenmangement (TKFDM) mit. Das TKFDM ist Ansprechpartner für Forschende aller Thüringer Hochschulen im Bereich Forschungsdatenmanagement und führt unter anderem Beratungen, Workshops und Schulungen durch.
Porträt: Nadine Neute© [CC BY 4.0]

Markus Herklotz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Statistik und Sozialwissenschaftliche Methodenlehre der Universität Mannheim und verantwortlich für die Entwicklung und Umsetzung von Workshops und anderen Bildungsangeboten innerhalb von BERD. BERD@NFDI ist ein Konsortium innerhalb der Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), das eine Plattform für die Sammlung, Verarbeitung, Analyse und Bewahrung von Business, Economic und ähnlichen Daten aufbaut.
Markus Herklotz ist auch auf ResearchGate und LinkedIn zu finden.
Porträt: Markus Herklotz©

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