Open Economics Guide: Neue Open-Science-Unterstützung für Wirtschaftsforschende
Trotz vieler Vorteile von Open Science halten verschiedene Hinderungsgründe Wissenschaftler:innen noch davon ab, ihre Forschung zu öffnen. Bibliotheken können einen wichtigen Beitrag leisten, um sie bei der Umsetzung von Open Science zu unterstützen. Um Open-Science-Hürden zu überwinden und Unterstützung für eine erfolgreiche Open-Science-Praxis zu geben, hat die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft den Open Economics Guide entwickelt. Wir stellen das neue Angebot für Wirtschaftsforschende vor, das jetzt mit dem Slogan „Discover Openness – Boost Your Research“ gestartet ist.
von Birgit Fingerle und Guido Scherp
Open Science stellt das Best Practice für wissenschaftliches Arbeiten dar und ist ein Instrumentarium für eine “gute wissenschaftliche Praxis”. Neben dem allgemeinen Nutzen von Open Science für das Wissenschaftssystem und die Gesellschaft, bietet Open Science viele individuelle Vorteile für Forschende. Zu ihnen gehören unter anderem eine höhere Sichtbarkeit wissenschaftlicher Arbeit sowie ein größerer Impact in Forschung und Gesellschaft.
Dennoch sehen viele Wirtschaftswissenschaftler:innen Hürden und lassen sich davon abhalten, Open Science zu praktizieren: Ein Mangel an Zeit und an geeigneter Unterstützung sind die Hauptgründe für das Zögern. Dies ergab die 2019/2020 durchgeführte Studie “Die Bedeutung von Open Science in den Wirtschaftswissenschaften” – Ergebnisbericht einer Online-Befragung unter Forschenden der Wirtschaftswissenschaften an deutschen Hochschulen 2019 der ZBW. Ferner wurde in der Befragung, die der Studie zugrunde lag, ein großer Wunsch nach Unterstützung in Form von Online-Materialien geäußert, insbesondere in Bezug auf Open-Science-Plattformen, -Tools und -Anwendungen.
Mit dem neuen Open Economics Guide möchte die ZBW diese Wünsche aufgreifen und Wirtschaftsforschende bei der Umsetzung von offenen Praktiken unterstützen.
Unterstützung für die Open-Science-Praxis
Der Open Economics Guide setzt bei den in der Studie herauskristallisierten Herausforderungen und Unterstützungswünschen an. Dabei orientiert er sich an der Perspektive und den Bedürfnissen von Wirtschaftswissenschaftler:innen. Er berücksichtigt etwa, dass für sie Zeitmangel der Top-Hinderungsgrund für Open Science ist, weshalb die Texte des Guides knapp und übersichtlich gehalten sind. Daher setzt der Open Economics Guide bei konkreten Mehrwerten für Forschende an, etwa durch die Empfehlung von ersten Schritten für den Einstieg in Open Science, die sich leicht und schnell umsetzen lassen.
Folglich sind die Inhalte, wo notwendig, gezielt auf die Spezifika wirtschaftswissenschaftlicher Forschung zugeschnitten. Dabei werden auch systematisch bestehende Inhalte gesichtet und bei Bedarf im Open Economics Guide aufgegriffen beziehungsweise darauf verwiesen und empfohlen. Da das Angebot an Informationen, Tutorials und Tools rund um Open Science stetig wächst, bietet der Open Economics Guide eine gute Orientierung für Wirtschaftsforschende und greift aktuelle Entwicklungen auf.
Die ZBW hat den Open Economics Guide somit als die zentrale Anlaufstelle speziell für Open Science in den Wirtschaftswissenschaften, zunächst für den deutschsprachigen Raum, konzipiert. Im Open Economics Guide können Wirtschaftswissenschaftler:innen entdecken, wie Openness ihre Forschung bereichert und wie sie von den Vorteilen offener Forschung profitieren.
Schnelleinstiege, Tool-Übersicht und Wissensdatenbank
Der Open Economics Guide unterstützt Wirtschaftsforschende mit praxisnahen Tipps, Methoden und Tools, um Open Science eigenständig und erfolgreich zu praktizieren und damit ihre wissenschaftliche Karriere zu fördern. Dafür enthält der Guide unter anderem:
- einen leicht verständlichen Schnelleinstieg in Open-Science-Themen (derzeit Open Science, Open Access, Open Data und Open Tools),
- eine umfassende Übersicht über mehr als 70 Tools, die sich an den Phasen des wissenschaftlichen Workflows orientiert,
- eine wachsende Wissensdatenbank mit derzeit rund 100 Einträgen mit umfangreichen Hintergrundinformationen und Praxistipps für das Vorgehen,
- ein übersichtliches Glossar, das auf einen Blick Verständnisfragen zu den wichtigsten Begrifflichkeiten rund um offene Forschung beantwortet.
Inhalte unter offener Lizenz und weiterer Ausbau
Der Content des Open Economics Guides wird soweit wie möglich unter einer offenen Lizenz angeboten. So kann er im Sinne von Open Science in anderen Kontexten nachgenutzt werden, beispielsweise von anderen Bibliotheken für ihre Forscher:innen.
Der Open Economics Guide wird kontinuierlich weiter ausgebaut und um weitere Schwerpunkte, wie beispielsweise Open Educational Resources und Open Research Software, erweitert. Alle für die Wirtschaftsforschung relevanten Aspekte von Open Science sollen abgedeckt werden. Dabei werden ein enger Austausch sowie eine enge Zusammenarbeit mit Wirtschaftsforschenden angestrebt, um neue Inhalte auch gemeinsam zu entwickeln. Zudem soll der Guide perspektivisch auf eine internationale Zielgruppe ausgerichtet werden.
Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem “Open Economics Guide”. Birgit Fingerle ist auch auf Twitter zu finden.
Porträt, Fotograf: Northerncards©
Dr. Guido Scherp ist Leiter der Abteilung “Open-Science-Transfer“ der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft und Koordinator des Leibniz-Forschungsverbunds Open Science. Er ist auch auf LinkedIn und Twitter zu finden.
Porträt: ZBW©, Fotograf: Sven Wied
Featured Image: Mockup created by freepik – www.freepik.com
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