Bibliotheken und Online-Veranstaltungen, Teil 3: Wie Workshops Ideenfindung und Zusammenarbeit fördern

von Birgit Fingerle

Nicht nur Konferenzen, Messen und andere Veranstaltungen für inhaltlichen Austausch lassen sich online durchführen. Auch Workshops, in denen kollaborative Elemente und das gemeinsame Kreieren von Ideen oder Inhalten besonders wichtig sind, können online sehr gut umgesetzt werden. Wie dies möglich wird, schildern wir im Folgenden. Bei der Planung eines Online-Workshops sollten zudem die allgemeinen Aspekte, die in Teil 1 unserer Serie „Bibliotheken und Online-Veranstaltungen: Planungshilfen für ein erfolgreiches Event“ aufgeführt wurden, und die Tipps aus Teil 2 „Bibliotheken und Online Veranstaltungen: Erfolgreich Konferenzen und Tagungen durchführen“ beachtet werden.

Vorstellungsrunde

Damit die Teilnehmenden eines Workshops produktiv zusammenarbeiten können, ist es sinnvoll, zum Einstieg eine Vorstellungsrunde durchzuführen. Für die Gestaltung einer Vorstellungsrunde gibt es dabei sehr viele Optionen. Bei großen Gruppen könnte es in Videokonferenzsystemen zu lange dauern, wenn alle Redebeiträge einbringen. Eine gute Alternative wäre, dass jede Person ein, zwei Sätze zu sich im Chat schreibt. Eine weitere Möglichkeit ist eine Vorstellung in Zweier- oder Kleingruppen. Diese Gruppen könnten in untergeordneten virtuellen Gruppenräumen, sogenannten Breakout-Sessions, eines Videokonferenztools miteinander sprechen und sich zum Beispiel auch über ihre Wünsche an die Veranstaltung austauschen.

Denkbar ist auch eine der Veranstaltung vorangehende Vorstellung auf einem Board oder an einer Pinnwand. Mögliche Tools dafür sind (Beispiele):

  • Padlet (digitale Pinnwand): Mit Padlet ist es zum Beispiel auch möglich, eine Landkarte anzulegen, auf der jede teilnehmende Person per Pin ihren Standort festhält (gegebenenfalls kombiniert mit einem Foto von sich). Im Übrigen ist es beispielsweise auch bei Zoom möglich, bei geteiltem Bildschirm während der Veranstaltung zum Beispiel ein Herz auf eine Stelle einer geteilten Weltkarte zu „stempeln“.
  • Digitale Pinnwand innerhalb einer Kollaborationsplattform anlegen: Mit einer entsprechend angelegten Seite können etwa Miro, Mural oder Nexboard zur Vorstellung eingesetzt werden.

Arbeit in Kleingruppen

Die Arbeit in kleinen Untergruppen ist synchron in manchen Videokonferenzsystemen wie Zoom möglich. Dafür werden die Teilnehmenden in Unterräume, sogenannte Breakout-Sessions, eingeteilt. Die Einteilung kann per Zufall geschehen, aber auch gezielt, wenn sich die Teilnehmenden für bestimmte Themen interessieren. Welche Möglichkeiten es für Breakout-Sessions und die Zuteilung gibt, unterscheidet sich zwischen den Videokonferenzsystemen und unterliegt zudem Änderungen. Innerhalb der Breakout-Sessions können natürlich auch noch weitere (asynchrone) Tools für den produktiven Austausch eingesetzt werden.

Austausch unter den Teilnehmenden

Um den Austausch unter den Teilnehmenden anzuregen, kann neben einer Vorstellungsrunde ein Check-In (zum Beispiel ein Stimmungsbild oder eine Geste jeder Person, die darstellt, wie es ihr gerade geht) am Anfang der Veranstaltung fördern, dass sich die Teilnehmenden willkommen fühlen und der Austausch persönlicher und leichter wird.

Eine Nettiquette, zu der etwa gehört, das Mikro stummzuschalten, wenn man nicht spricht, und eine geteilte Agenda gibt den Teilnehmenden Sicherheit für ihr Verhalten während der Online-Veranstaltung.
Abstimmungen können gut eingesetzt werden, um ein Stimmungsbild oder Entscheidungen zu bekommen. Auch das Angebot gemeinsamer Pausen, während derer zum Beispiel Musik über das Videokonferenzsystem gespielt wird, oder eines virtuellen „Lagerfeuers“ kann zum Austauschen beitragen. Gut ist es auch, bei einer Konferenz oder einer anderen Großveranstaltung einen „Raum“ zu haben, in dem sich die Teilnehmenden informell austauschen können.

Beispiele für weitere Formate, die den Austausch der Teilnehmenden fördern können:

  • Teilnehmende zum Spaziergang schicken und anschließend Fotos vom Spaziergang gemeinsam betrachten.
  • Verschiedene Icebreaker-„Spiele“ könnten eingesetzt werden, zum Beispiel “2 Wahrheiten und 1 Lüge”. Diese schreibt man auf ein geteiltes Whiteboard und die anderen können markieren, was falsch ist.
  • „Peep-Show“ am Anfang statt soziometrischer Aufstellungen: Alle Teilnehmenden kleben ihre Kamera mit Post-Its ab (gerne in unterschiedlichen Farben, dann gibt es ein schön buntes Bild). Dann fragt die Moderatorin oder der Moderator Fragen wie „Wer kommt aus xy?“ oder „Wer hat schon mal xy gemacht?“ und die betreffenden Personen entfernen als Antwort den Post-It von ihrer Kamera.
  • Draw Together, 1-2-4 oder andere Übungen aus Liberating Structures durchführen.
  • Mit der (Improtheater-)Methode „ja, und“ eine Idee weiterspinnen und anreichern.
  • Zum Check-Out zum Beispiel zeigt jede Person einen (skurrilen) Gegenstand und sagt, wie es ihr oder ihm geht.

Weitere Möglichkeiten und Tools für die Aktivierung finden sich auch in Teil 2: “Erfolgreich Konferenzen und Tagungen durchführen”

Ideensammlung für Kreativitätstechniken

Eine Reihe von Kreativitätstechniken, die wir offline kennen, läßt sich auch in die Online-Welt übertragen, zum Beispiel die 6-Hüte-Technik, Brainwriting oder Mindmapping. Zu den möglichen Tools, mit denen dies durchgeführt werden kann, gehören:

Die Ideengenerierung kann sowohl synchron als auch zeitlich versetzt stattfinden.

Gemeinsame Bearbeitung von Inhalten und Dokumentation der Veranstaltung
Die Dokumentation der Veranstaltung und die Sammlung und Erarbeitung von Inhalten kann mit verschiedenen Tools online gut durchgeführt werden. Zahlreiche der im vorangegangenen Abschnitt genannten Tools eignen sich dafür. Weitere eher textorientierte Tools, die eingesetzt werden könnten:

Ein mögliches Szenario wäre eine Kombination eines Videokonferenzsystems wie Zoom mit Padlet oder einem Board wie Mural, Miro oder Conceptboard. Dabei würde zum Beispiel Padlet eine Art asynchrone Veranstaltungszentrale darstellen, die etwa der Vorstellung, der Sammlung von Inhalten und der Dokumentation der Veranstaltung dienen könnte, und über Zoom würden die synchron stattfindenden Veranstaltungselemente abgewickelt werden.

Fazit zur Durchführung gelungener Online-Veranstaltungen

Prinzipiell sind online sehr interessante Veranstaltungsformate möglich. Durch eine Kombination von maximal zwei bis drei Tools, die durchgängig während einer Veranstaltung genutzt werden, und weiteren, die allenfalls punktuell verwendet werden, lässt sich eine lebhafte, nutzbringende und nachhaltige Veranstaltung online durchführen.

Haben Sie weitere Tipps für die Durchführung von Online-Veranstaltungen? Teilen Sie sie uns auf Facebook oder Twitter mit!

Das könnte Sie auch interessieren

Die anderen Teile unserer Serie zu Bibliotheken und Online Veranstaltungen:
Teil 1: Planungshilfen für ein erfolgreiches Event
Teil 2: Erfolgreich Konferenzen und Tagungen durchführen
Teil 3: Wie Workshops Ideenfindung und Zusammenarbeit fördern

Autorin: Birgit Fingerle

Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem “Open Economics Guide”. Birgit Fingerle ist auch auf Twitter zu finden.

Porträt, Fotograf: Northerncards©

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Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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