Digitale Trends 2020: Von Citizen Scientists auf Expedition bis Peer-to-Peer Networks

von Birgit Fingerle

Trends im Zusammenhang mit Open Science

Demokratisierung von Wissen und Technologie
Menschen einen einfachen Zugang zu technischem oder geschäftlichem Fachwissen ohne umfangreiche (und kostspielige) Schulungen zu ermöglichen, wird an Bedeutung gewinnen. Dieser Trend des “Citizen Access” konzentriert sich auf vier Schlüsselbereiche: Anwendungsentwicklung, Daten und Analysen, Design und Wissen. Diese Art der Demokratisierung (Link in englischer Sprache) ermöglicht es beispielsweise Entwicklerinnen und Entwicklern, Datenmodelle zu erstellen, ohne dass sie die Ausbildung eines Data Scientists benötigen.

Citizen Scientists gehen auf wissenschaftliche Expeditionen
Moderne Entdeckerinnen und Entdecker nehmen jetzt an wissenschaftlichen Expeditionen teil (Link in englischer Sprache), um einmalige Erfahrungen zu sammeln und neue Erkenntnisse in die wissenschaftliche Community einzubringen. Beispielsweise veranstaltete Airbnb (Link in englischer Sprache) im Dezember 2019 eine einmonatige Antarktis-Forschungsexpedition für Teilnehmende, die keinen wissenschaftlichen Hintergrund haben mussten. Sie erhielten vor ihrem Aufenthalt in der Antarktis ein Crashkurs-Training in Gletscherkunde, Probenentnahmen und Forschungsprotokollen. Weitere Beispiele sind eine vom Reiseunternehmen Luxury Action organisierte Exkursion zum Nordpol im April 2020 mit Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern und die zweite Expedition von Polar Latitudes (Link in englischer Sprache) in Zusammenarbeit mit der Woods Hole Oceanographic Institution (Link in englischer Sprache) im März 2020, bei der Citizen Scientists zusammen mit Meeresbiologen, Umweltwissenschaftlern, Geologen und Historikern Buckelwale untersuchen.

Inhaltliche Trends

Deepfake Production bietet Möglichkeiten für Ausstellungen
Die “Deepfake”-Technologie, bei der maschinelle Lerntechniken eingesetzt werden, um aus den Bildern von Menschen täuschend echt aussehende gefälschte Videos zu erstellen, wird immer häufiger und aus den unterschiedlichsten Gründen eingesetzt. Siehe Trendhunter’s Trendreport 2020 (Link in englischer Sprache). Diese Technologie bietet interessante Chancen, aber auch Risiken mit Auswirkungen auf soziale und politische Themen. Die Verbraucher sollten sich dessen bewusst und kritischer gegenüber Online-Inhalten sein. Aber auch in Bereichen wie der Kunst kann die Technologie einen positiven Einfluss haben.

Das Dalí-Museum (Link in englischer Sprache) in Florida (USA) zum Beispiel nutzt die KI-Technologie, um den Surrealisten wieder zum Leben zu erwecken.

Micro-Learning als Angebot von Markenanbietern
Micro-Learning ist jetzt auch ein Thema für Marken, die Verbraucherinnen und Verbrauchern Lernoptionen anbieten. Menschen, die nach lebensnahen Möglichkeiten Ausschau halten, um ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zu verbessern, können jetzt auch schnelle und anregende Mikro-Lernlösungen nutzen, die von Marken beispielsweise in Form von kurzen Soundschnipseln und Artikeln erstellt werden. Neue Mikro-Learning-Plattformen bieten wenig verbindliche Formen der beruflichen Weiterbildung. Beispiele dafür sind immersive Programmierkurse, Plattformen zur kontinuierlichen beruflichen Weiterentwicklung oder YouTube, das Anti-Ablenkungs-Playlisten zu Bildungszwecken erstellt. Siehe Trendhunter’s Trendreport 2020 (Link in englischer Sprache).

Podcasting und Hörbücher
Hörbücher sind definitiv keine Nischenprodukte mehr (Link in englischer Sprache). Der Hörbuchmarkt wird im Jahr 2020 voraussichtlich um 25 Prozent wachsen und weltweit ein Volumen von fünf Milliarden US-Dollar erreichen. Für Podcasts wird für das Jahr 2020 ein Umsatz von 1,1 Milliarden US-Dollar erwartet, was einem Wachstum von 30 Prozent innerhalb eines Jahres entspricht. Es ist daher nicht überraschend, dass es immer mehr Marken-Podcasts gibt. Diese ermöglichen es Markenartiklern, sich mit Konsumentinnen und Konsumenten, die sich für ein Nischenthema interessieren, stärker zu verbinden. So können sie kleinere und passendere Gruppen potenzieller oder treuer Kundinnen und Kunden direkt ansprechen. Siehe Trendhunter’s Trendreport 2020 (Link in englischer Sprache).

Dienstleistungstrends

Sinnvolle Verbindungen und P2P-Beratung
Die Zukunft von Social Media sind sinnstiftende und engere Verbindungen (Link in englischer Sprache) mit ein paar wenigen Auserwählten (siehe Trend 13 “New Digital Communities”, Link in englischer Sprache). Im Jahr 2020 werden die Verbraucherinnen und Verbraucher nach einem Gegenmittel zu riesigen und toxischen Online-Communities und Social-Media-Plattformen suchen. Sie werden kleinere und intimere Communities bevorzugen, die respektvolle und sinnstiftende Verbindungen mit Gleichgesinnten bieten. Siehe Trendhunter’s Trendreport 2020, (Link in englischer Sprache).

Deshalb gewinnen Peer-to-Peer-Netzwerke (P2P-Netzwerke) an Bedeutung. Menschen, die sich auf authentischere Weise mit anderen austauschen möchten, suchen Input und Beratung in Peer-to-Peer-Netzwerken. Insofern ist eine stärkere Nutzung von P2P-Netzwerkenin der Forschung oder im Bereich von Citizen Science zu erwarten. P2P-Netzwerke können Online-Gemeinschaften von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Interessen schaffen, die sich in Echtzeit verbinden und zusammenarbeiten.

Holographischer Assistent
Holographische Assistenten, die auf künstlicher Intelligenz basieren, werden entwickelt, um das Engagement und die Personalisierung zu verbessern. Sie finden sich in allen Bereichen, vom Auto bis hin zum Haushalts-Assistenten. Ihr neuartiges und zukunftsorientiertes Design fördert das Engagement ihrer Nutzerinnen und Nutzer und geht dabei auf den Wunsch von Nutzerinnen und Nutzern nach Personalisierung ein. Siehe Trendhunter’s Trendreport 2020, (Link in englischer Sprache).

Ambient Computing
Obwohl nicht neu, gewinnt das Ambient Computing, das sich auf die Verteilung der Interaktion mit dem Computer auf mehrere Geräte bezieht, die die Nutzerin oder den Nutzer umgeben, im Jahr 2020 an Bedeutung (Link in englischer Sprache). Dies ist auf die größere Verbreitung von virtuellen Assistenten und intelligenten Lautsprechern sowie auf die immer kleiner werdenden Computer zurückzuführen. So hat Amazon kürzlich experimentelle Geräte wie einen Ring und eine Brille inklusive Alexa-Assistent vorgestellt. Dieser Trend könnte auch als “Multiexperience” (bezeichnet werden, ein Begriff, der sich auf die Anwendung unterschiedlicher Technologien wie Augmented, Mixed und Virtual Reality und verschiedener Geräte und Apps bezieht. Auf diese Weise wird eine konsistente und einheitliche Benutzererfahrung über Web, Handy, Wearables, dialogorientierter und immersiver Touchpoints auf den digitalen Reisen gewährleistet. So hat Domino’s Pizza beispielsweise ein über das app-basierte Bestellen hinausgehendes Erlebnis geschaffen, das autonome Fahrzeuge, einen Pizza-Tracker und intelligente Lautsprecherkommunikation umfasst. Diese Multiexperience wird in Zukunft zu einem Umgebungserlebnis werden. Siehe 5 Digital Technology Trends for 2020, Link in englischer Sprache.

Mehr Informationen zu Trends und Technologien

Autorin: Birgit Fingerle

Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem “Open Economics Guide”. Birgit Fingerle ist auch auf Twitter zu finden.
Porträt, Fotograf: Northerncards©

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Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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