Waterkant-Festival 2019: eine Blaupause für gelebte Innovationskultur

von Birgit Fingerle

Vom 14. bis 15.06.2018 fand das Waterkant-Festival 2019 in Kiel statt. Veranstaltet wurde das internationale Festival von Open Campus. Vielfältige Vortrags- und Workshop-Sessions, Pitches und Mitmachangebote rund um neue Technologien, Startups, New Work und Nachhaltigkeit bestimmten das Programm, zu dem auch wieder die abwechslungsreiche Kulisse und ein buntes Rahmenprogramm gehörten. Für unser Blog haben wir einige thematisch passende Sessions zusammengefasst.

Politik per App öffnen

Lara Ingwersen und Pauline Dohse pitchten Polit Me, ein Forum für den lebhaften Austausch zwischen Politikerinnen und Politikern auf der einen Seite und Bürgerinnen und Bürgern auf der anderen Seite.

Chatbot-Tourguides für Museen

Ines Woerman stellte die Chatbot-Automatisierungsplattform Hello Guide vor, mit der sich Chatbots einfach einrichten lassen.


Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Museen, denen die Einrichtung eines Chatbots als Tourguide durchs Museum angeboten wird.

Bibliothek der Zukunft einrichten

Dr. Martin Lätzel und Berit Johannsen von der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek stellten Pläne vor, wie die Bibliothek zu einem zentralen Treffpunkt und Innovationshub in der Stadt Kiel werden soll. Da die genauen Planungen hierfür nun beginnen, luden sie die Teilnehmenden im Workshopteil der Session ein, ihre Ideen für die zukünftige Gestaltung einfließen zu lassen. Realisiert werden soll dieser Dritte Ort bis Frühjahr oder Sommer 2020.

Künstliche Intelligenz lernt lesen

Der Frage, ob Künstliche Intelligenz (KI) lesen kann, widmete sich Robin Rojowiec von IBM. Er erläuterte, welche Ansätze es gibt, und wie weit sich diese in den vergangenen Jahren weiterentwickelt haben. Mittlerweile kann KI dank verbessertem Leseverständnis beispielsweise direkt den relevanten Teil eines Antworttextes anzeigen.


Der nächste Schritt wird darin bestehen, dies dank der Speech-to-Text-Funktion (Sprache in Text umwandeln), auch auf Videos anzuwenden.

Hacker School – eine Brücke gegen den Nachwuchsmangel

Julia Freudenberg stellte die Hacker School vor, die sich als Brücke zwischen Kindern und Jugendlichen auf der einen Seite und Unternehmen auf der anderen Seite versteht, um so den Nachwuchsmangel in der Informatik anzugehen. Die Hacker School bietet seit 2014 Sessions und Kurse in einer stetig zunehmenden Zahl an Städten an. In diesen können Kinder und Jugendliche bei Trainerinnen und Trainern aus Unternehmen programmieren lernen.

Willkommen im CoWorkLand

Ulrich Bähr von der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein stellte die Initiative und Genossenschaft CoWorkLand vor, die sich die Förderung von Co-Working auf dem Land zum Ziel gesetzt hat.


Die Idee: in den nächsten Jahren werden überall in Norddeutschland Co-Working-Spaces auf dem Land entstehen, sodass viele Menschen dort arbeiten können und nicht mehr oft in die Stadt fahren müssen. So werden Autofahrten verringert, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefördert, und gleichzeitig findet die Digitalisierung vermehrt auf dem Land statt. Dabei ist die Initiative sehr erfolgreich: 2018 angefangen mit einer Tour von mobilen Co-Working-Spaces durchs Land, gibt es derzeit eine stark ansteigende Zahl fester Co-Working-Spaces in ländlichen Regionen.

New Work – oder warum Innovation oft ein Fremdkörper bleibt

In der New-Work-Session “Can you really manage New Work? This trojan horse that might challenge your core values!” brachte Daniela Marzavan Probleme der heutigen Arbeitswelt auf den Punkt: Auf der einen Seite gibt es Managerinnen und Manager, die „keine Zeit“ für Innovationen haben und für die nächsten drei Wochen komplett mit Meetings ausgebucht sind (Meetingitis), deren Inhalt sie mit „we pass the monkey“ (in etwa: Wir reichen den schwarzen Peter weiter) beschreiben. Auf der anderen Seite stehen die Innovatorinnen und Innovatoren, die ein Fremdkörper im System des Unternehmens bleiben.


Von Unternehmensseite sollte man sich daher fragen, ob man wirklich bereit ist, Innovationen zu unterstützen. Zugleich sind wir oft zu ungeduldig, wenn es darum geht, das Verhalten zu ändern. Da dies sehr schwierig ist, ist dafür eine Menge Disziplin notwendig.

Innovationskultur braucht psychologische Sicherheit

In ihrer Vortragssession „It’s all about the mindset – how to foster an innovation culture“ gaben Ina Rabouw und Lindsy Szilvasi von Studio Why Denkanstöße für die Schaffung einer Innovationskultur.


Denn ohne eine geeignete Innovationskultur bringt es wenig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwa zu einem einwöchigen Training in agilen Methoden zu schicken. Denn anschließend wird nichts passieren, wenn es keinen Raum zum Innovieren gibt und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keine psychologische Sicherheit geboten wird. Als erster Schritt ist daher die Unterstützung des Top-Managements erforderlich.

Das Waterkant-Festival selbst bot trotz seiner Größe und Offenheit auch in 2019 wieder einen geschützten Rahmen zum Lernen, Ausprobieren und Innovieren an – und könnte damit möglicherweise als Blaupause für Unternehmen auf dem Weg zur Innovationskultur dienen.

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Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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