Waterkant-Festival 2019: eine Blaupause für gelebte Innovationskultur
Wie sieht die Bibliothek der Zukunft aus? Kann KI lesen? Sind Unternehmen wirklich bereit, das trojanische Pferd „ Innovation“ zu unterstützen? Das Waterkant Festival 2019 bot einen anregenden Rahmen um Neues zu lernen und Zukunftsfragen zu diskutieren.
von Birgit Fingerle
Vom 14. bis 15.06.2018 fand das Waterkant-Festival 2019 in Kiel statt. Veranstaltet wurde das internationale Festival von Open Campus. Vielfältige Vortrags- und Workshop-Sessions, Pitches und Mitmachangebote rund um neue Technologien, Startups, New Work und Nachhaltigkeit bestimmten das Programm, zu dem auch wieder die abwechslungsreiche Kulisse und ein buntes Rahmenprogramm gehörten. Für unser Blog haben wir einige thematisch passende Sessions zusammengefasst.
Politik per App öffnen
Lara Ingwersen und Pauline Dohse pitchten Polit Me, ein Forum für den lebhaften Austausch zwischen Politikerinnen und Politikern auf der einen Seite und Bürgerinnen und Bürgern auf der anderen Seite.
Chatbot-Tourguides für Museen
Ines Woerman stellte die Chatbot-Automatisierungsplattform Hello Guide vor, mit der sich Chatbots einfach einrichten lassen.
🎙SPEAKER ANNOUNCE🎙say #hi to Ines Woermann from @helloguide_ai at #waterkant19! In her #workshop, Ines will get you in the #chatbot universe. Join us and get tix NOW👉🏽https://t.co/z2NtcHCcT6!
#tourguide #museum #digitalmuseum #helloguide #waterkant #kiel #MFG5 #ai pic.twitter.com/fUe2PcXA84— waterkant.festival (@waterkant_sh) 8. Mai 2019
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Museen, denen die Einrichtung eines Chatbots als Tourguide durchs Museum angeboten wird.
Bibliothek der Zukunft einrichten
Dr. Martin Lätzel und Berit Johannsen von der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek stellten Pläne vor, wie die Bibliothek zu einem zentralen Treffpunkt und Innovationshub in der Stadt Kiel werden soll. Da die genauen Planungen hierfür nun beginnen, luden sie die Teilnehmenden im Workshopteil der Session ein, ihre Ideen für die zukünftige Gestaltung einfließen zu lassen. Realisiert werden soll dieser Dritte Ort bis Frühjahr oder Sommer 2020.
Künstliche Intelligenz lernt lesen
Der Frage, ob Künstliche Intelligenz (KI) lesen kann, widmete sich Robin Rojowiec von IBM. Er erläuterte, welche Ansätze es gibt, und wie weit sich diese in den vergangenen Jahren weiterentwickelt haben. Mittlerweile kann KI dank verbessertem Leseverständnis beispielsweise direkt den relevanten Teil eines Antworttextes anzeigen.
@el_Robinio about machine reading comprehension @waterkant_sh #waterkant19 #ibm #machinereading #artificialintelligence pic.twitter.com/FXTZNEquDM
— Maike Havemann (@maikehavemann1) 14. Juni 2019
Der nächste Schritt wird darin bestehen, dies dank der Speech-to-Text-Funktion (Sprache in Text umwandeln), auch auf Videos anzuwenden.
Hacker School – eine Brücke gegen den Nachwuchsmangel
Julia Freudenberg stellte die Hacker School vor, die sich als Brücke zwischen Kindern und Jugendlichen auf der einen Seite und Unternehmen auf der anderen Seite versteht, um so den Nachwuchsmangel in der Informatik anzugehen. Die Hacker School bietet seit 2014 Sessions und Kurse in einer stetig zunehmenden Zahl an Städten an. In diesen können Kinder und Jugendliche bei Trainerinnen und Trainern aus Unternehmen programmieren lernen.
Willkommen im CoWorkLand
Ulrich Bähr von der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein stellte die Initiative und Genossenschaft CoWorkLand vor, die sich die Förderung von Co-Working auf dem Land zum Ziel gesetzt hat.
#coworking auf dem Land? Grad hatten wir noch ein #NETZfeld– @MeetupDE zu dem Thema bei uns im Lab. Wie sowas in der Praxis aussehen kann, kann man bei den Kolleginnen und Kollegen von @coworkland auf dem @waterkant_sh begutachten. (sos) #waterkant #waterkant19 pic.twitter.com/AmUChNC65J
— HHLab (@HHLAB_de) 14. Juni 2019
Die Idee: in den nächsten Jahren werden überall in Norddeutschland Co-Working-Spaces auf dem Land entstehen, sodass viele Menschen dort arbeiten können und nicht mehr oft in die Stadt fahren müssen. So werden Autofahrten verringert, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefördert, und gleichzeitig findet die Digitalisierung vermehrt auf dem Land statt. Dabei ist die Initiative sehr erfolgreich: 2018 angefangen mit einer Tour von mobilen Co-Working-Spaces durchs Land, gibt es derzeit eine stark ansteigende Zahl fester Co-Working-Spaces in ländlichen Regionen.
New Work – oder warum Innovation oft ein Fremdkörper bleibt
In der New-Work-Session “Can you really manage New Work? This trojan horse that might challenge your core values!” brachte Daniela Marzavan Probleme der heutigen Arbeitswelt auf den Punkt: Auf der einen Seite gibt es Managerinnen und Manager, die „keine Zeit“ für Innovationen haben und für die nächsten drei Wochen komplett mit Meetings ausgebucht sind (Meetingitis), deren Inhalt sie mit „we pass the monkey“ (in etwa: Wir reichen den schwarzen Peter weiter) beschreiben. Auf der anderen Seite stehen die Innovatorinnen und Innovatoren, die ein Fremdkörper im System des Unternehmens bleiben.
„We have to teach people to unlearn tools“, sagt Daniela Marzavan mit Blick auf die Trägheit manches Traditionsunternehmens in ihrem Workshop, der kurzerhand umgelegt wird. Und am Ende bitte jeder noch ein Brief an seinen Job. Tenor offen… (sos) #waterkant19 #waterkant pic.twitter.com/WGjOqUOliU
— HHLab (@HHLAB_de) 14. Juni 2019
Von Unternehmensseite sollte man sich daher fragen, ob man wirklich bereit ist, Innovationen zu unterstützen. Zugleich sind wir oft zu ungeduldig, wenn es darum geht, das Verhalten zu ändern. Da dies sehr schwierig ist, ist dafür eine Menge Disziplin notwendig.
Innovationskultur braucht psychologische Sicherheit
In ihrer Vortragssession „It’s all about the mindset – how to foster an innovation culture“ gaben Ina Rabouw und Lindsy Szilvasi von Studio Why Denkanstöße für die Schaffung einer Innovationskultur.
#leadership has to create psychological safety – How to foster an #Innovation culture with Ina and Lindsy @StudioWHY_ #waterkant19 #Kiel pic.twitter.com/FdEA0FVZul
— Birgit Inken Fingerle (@klarkreativ) 14. Juni 2019
Denn ohne eine geeignete Innovationskultur bringt es wenig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwa zu einem einwöchigen Training in agilen Methoden zu schicken. Denn anschließend wird nichts passieren, wenn es keinen Raum zum Innovieren gibt und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keine psychologische Sicherheit geboten wird. Als erster Schritt ist daher die Unterstützung des Top-Managements erforderlich.
Das Waterkant-Festival selbst bot trotz seiner Größe und Offenheit auch in 2019 wieder einen geschützten Rahmen zum Lernen, Ausprobieren und Innovieren an – und könnte damit möglicherweise als Blaupause für Unternehmen auf dem Weg zur Innovationskultur dienen.
Weiterführende Links:
- #Waterkant19
- Blogpost zum Waterkant 2018
- Blogpost zum Waterkant 2017
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