Studierendenbefragung: Wie steht es um die Informationskompetenz?

In dem nun vorliegenden Studienbericht „Informationskompetenz bei Studierenden der Wirtschaftswissenschaften – Ergebnisbericht einer Online-Befragung unter Studierenden der Wirtschaftswissenschaften an deutschen Hochschulen 2017“ der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft werden das Rechercheverhalten und Informationsmanagement von Studentinnen und Studenten der Wirtschaftswissenschaften an deutschen Hochschulen dargestellt.

Für die Grundlagenstudie wurde vom 2. August 2017 bis zum 10. September 2017 eine bundesweite Erhebung in Form eines Online-Fragebogens durchgeführt. Dafür wurden strukturierte Online-Interviews mit zum Teil offenen Antwortmöglichkeiten eingesetzt sowie eine zu lösende Rechercheaufgabe.

Im Fokus der Stichprobenziehung stand eine möglichst umfassende Erhebung unter Wirtschaftsstudierenden an deutschen Universitäten und Fachhochschulen. Insgesamt wurden 646 vollständige Interviews durchgeführt, darunter mit Studierenden an Universitäten (51,9%), an staatlichen Fachhochschulen beziehungsweise Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (39,0%), mit Studierenden an privaten (Fach-)Hochschulen (7,4%) und sonstigen Hochschulen wie Fernhochschulen oder dualen Hochschulen (1,7%).

Unterschiedliche Versorgung mit Leitfäden, Literaturlisten, Textsammlungen

Zu den wesentlichen Ergebnissen der Untersuchung zählt: Die Mehrheit der Wirtschaftsstudierenden bekommt von ihrer Hochschule oder ihrem Fachbereich einen Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten zur Verfügung stellt. Bei einem guten Drittel geschieht dies jedoch nicht, beziehungsweise wissen diese Studentinnen und Studenten nichts von einem solchen Leitfaden.

Für knapp 90% der befragten Wirtschaftsstudierenden ist es sehr wichtig oder wichtig, Unterstützung beim richtigen Zitieren in Schulungen zum wissenschaftlichen Arbeiten zu bekommen. Ungefähr gleich viele Studierende erachten das Identifizieren vertrauenswürdiger Quellen als wichtigen beziehungsweise sehr wichtigen Schulungsinhalt. Als wertvolle Bestandteile von Schulungskursen zum wissenschaftlichen Arbeiten nannten 77,2% Anleitungen für das unterschiedliche Vorgehen bei der Literatursuche über Suchmaschinen und in Datenbanken, 76,2% Recherchekniffe in Datenbanken sowie 61,4% Informationen über Literaturverwaltungsprogramme.

Die Mehrheit der Studierenden wird von ihren Dozentinnen und Dozenten so gut mit Literaturlisten oder Textsammlungen versorgt, dass sie nicht eigenständig recherchieren müssen. 21% der Befragten erhalten sogar häufiger komplette Textsammlungen. 33,6% bekommen keinerlei Textsammlungen zur Verfügung gestellt.

Eigenständige Recherche bereitet auch im Studienverlauf weiter Probleme

Eine eigenständige Recherche geschieht primär für die Vorbereitung von Seminararbeiten und Referaten (81,3%). Zu den weiteren Anlässen zählen die Recherche für Lehrveranstaltungen (47,2%), die Recherche für Bachelor-, Master- oder Diplomarbeiten (41,3%) sowie die Vorbereitung von mündlichen und schriftlichen Prüfungen (38,5%). Für die Recherche nach wirtschaftswissenschaftlicher Literatur nutzen die befragten Studierenden am häufigsten Google, Google Scholar, Wiso, EBSCO, JStor und EconBiz.

Für rund zwei Drittel der Studierenden besteht das größte Problem bei der Literaturrecherche darin, an den Volltext zu kommen. Treffsichere Suchbegriffe zu finden und die Trefferrelevanz zu beurteilen, bereitet ungefähr der Hälfte von ihnen Schwierigkeiten. Bei der Betrachtung von Studienanfängerinnen und –anfängern einerseits und Studienfortgeschrittenen andererseits fällt auf, dass es keine Verbesserung bei der Problemeinschätzung gibt. Auch mehr als 60% der fortgeschrittenen Studierenden finden es schwierig, an den Volltext zu gelangen. In etwa die Hälfte erachtet es als mühsam, passende Suchbegriffe zu finden. 43% der Fortgeschrittenen und 45% der Anfängerinnen und Anfänger (1. bis 3. Semester) fühlen sich unsicher beim Recherchieren. Einzig bei der Beurteilung der Trefferrelevanz ist eine Verbesserung im Zeitablauf festzustellen. Während es 64% der Studienanfängerinnen und -anfänger noch schwierig finden zu beurteilen, ob ein Suchergebnis für die eigene Arbeit relevant ist oder nicht, sind es bei den Studienfortgeschrittenen immerhin noch 50%.

Informationskompetenz stärken. Die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft unterstützt

Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass bei Studentinnen und Studenten der Wirtschaftswissenschaften weiterhin Lücken in der Informationskompetenz bestehen.

Als einen Baustein zur Schließung dieser Lücke hat die ZBW Informationskompetenzvideos erstellt und bietet sie bei YouTube an. Die Reihe besteht aus jeweils sechs Lernvideos in deutscher Sprache beziehungsweise alternativ mit englischen Untertiteln:

Playlist „Erste Hausarbeit oder Abschlussarbeit“

Weiterführende Informationen:

Informationskompetenz bei Studierenden der Wirtschaftswissenschaften – Ergebnisbericht einer Online-Befragung unter Studierenden der Wirtschaftswissenschaften an deutschen Hochschulen 2017

Zur Hintergrundseite „Wissenschaftlich arbeiten: Beste Hausarbeit und Abschlussarbeit schreiben” bei EconBiz.

Lernvideos bei YouTube:

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Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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