Barcamp Kiel 2016: Pokémon, Digitalisierung und Brausepulver fürs Gehirn

Barcamps sind eine gute Möglichkeit, um sich über Web- und IT-Themen auszutauschen und auf dem Laufenden zu bleiben. Beim Barcamp Kiel diskutierten rund 600 Teilnehmende rund um Themen wie Pokémon Go, Digitale Transformation und Facebook-Marketing.

Seit Jahren etabliert, ging das 7. Barcamp Kiel (#bcki16) am 19. und 20. August 2016 gewohnt gut organisiert und mit Teilnehmenden aus verschiedensten Branchen im Wissenschaftszentrum Kiel an den Start. Wie es sich für ein Barcamp gehört, bestimmten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das – wieder einmal – sehr interessante Programm.



Ausgewählte Sessions im Überblick

Allgegenwärtige Pokémon

Natürlich durfte das Hype-Thema der vergangenen Wochen, Pokémon Go, nicht fehlen und spielte in mehrere Sessions rein:

Um #KN_WLAN und Pokémon Go ging es in der Session von Björn Schwarze. Für das seit Frühjahr 2016 im Kieler Stadtgebiet kostenlos verfügbare #KN_WLAN, WLAN der Kieler Nachrichten, kam Pokémon Go gerade recht, um kurz nach dem Start seine Nutzung zu pushen. Mit Pokémon Go haben wir nach seiner Ansicht jedoch noch lange nicht alles gesehen, was mit Augmented Reality und Echtzeit möglich wäre.

Bei Henry Krasemann ging es anschließend um das Datenschutz-Dilemma am Beispiel von Pokémon Go. Nach seinen Informationen überträgt Pokémon Go keine Kameradaten. Dafür ist es zu datensparsam. Aufgrund des Sitzes des Pokémon Go-Anbieters Niantec in den Vereinigten Staaten ist Pokémon Go aber so oder so datenschutzrechtlich problematisch. Wegen zahlreicher Verstöße gegen deutsches Recht haben die Verbraucherschutzzentralen vor einigen Wochen eine Abmahnung gegen Niantec eingereicht.

Zu den Gefahren von Pokémon Go gehören die Profilbildung und das Ausforschen von Geheimnisträgern, etwa Polizistinnen auf Streife oder Soldaten während ihrer Dienstzeit. Allerdings fangen die Probleme nicht erst mit Pokémon an: Bereits die Installation von WhatsApp auf dem Diensthandy ist aus Datenschutzsicht ein No-Go, da es alle auf dem Gerät gespeicherten Kontaktdaten in die USA überträgt. Das Dilemma: Was macht man für sich selbst mit diesem Wissen? Nicht mehr spielen? Oder ist alles gar nicht so schlimm?

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Digitale Agenda: Fablabs in Bibliotheken als ein Baustein?

Die Eckpunkte der Digitalen Agenda Schleswig-Holstein wurden in einer Session von Thomas Losse-Mueller und Jörg Nickel aus der Staatskanzlei skizziert. Sie soll Ende des Jahres vorgestellt werden. In vielen Bevölkerungsgruppen gilt es noch, das Bewusstsein für den Umfang und die Bedeutung der Digitalen Transformation zu schärfen. Auch heißt es, der Gefahr entgegenzutreten, dass durch die Digitalisierung die Ungleichheit bei der sozialen Teilhabe verstärkt wird.

In Schleswig-Holstein lässt sich ein Run auf die Städte verzeichnen, aber es gilt auch, die Menschen und die Wirtschaft auf dem Land zu erreichen. Als Idee in diesem Zusammenhang wurde geäußert: Die Bibliotheken und Volkshochschulen in Schleswig-Holstein „aufzubohren“ und mit Fablabs (siehe auch: Blogpost zu Fablabs/Makerspaces in wissenschaftlichen Bibliotheken) zum Experimentieren auszustatten.

Viele Probleme, die im Rahmen der Digitalen Transformation auftreten, sind eigentlich analoge Probleme, etwa wenn in zwei Ministerien unterschiedliche Prozesse etabliert sind. Die Digitalisierung macht diese Probleme sichtbar. Ein Anliegen der Staatskanzlei besteht darin, gemeinsam zu überlegen, wie sich die im Land vorhandenen Lösungskompetenzen für die Digitale Transformation nutzen lassen.

Passend dazu wurde in einer späteren Session in kleinerer Runde die Durchführung von Hackathons in Kiel diskutiert. Erste Ideen sind gesammelt – und gilt es nun in den nächsten Wochen zu konkretisieren.

Für mehr Kreativität: Brausepulver ins Gehirn kippen

Schon Tradition beim Kieler Barcamp haben die „Kreativ auf Knopfdruck“-Sessions von Lutz Lungershausen. Dieses Mal gab es die fünfte Ausgabe für mehr „Brausepulver“ im Gehirn: Wer gute Ideen produzieren möchte, sollte möglichst viele Ideen hervorbringen, selbst dann noch, wenn man glaubt, schon genügend Ideen zu haben. In Ideen-Sessions ist Kritik zu vermeiden. Kritik könnte mit gelben oder roten Karten geahndet werden. Auch selbst sollte man keine Schere im Kopf haben und nicht die eigenen Gedanken beschneiden. Viel zu oft sind wir selbst der größte Killer unserer Kreativität.

Ungewöhnliche Ideen brauchen, ungewöhnliche Wege. Daher: Mit alten Gewohnheiten brechen und vorab einen Horrorfilm gucken, eine halbe Stunde lang Koreanisch lernen oder eine VR-Brille aufsetzen. Anregungen holen, zum Beispiel durch merkwürdige Bücher, Objektkisten, alte Kataloge oder Bildwörterbücher. Und nicht kneifen, sondern auch Dinge anschauen, die man persönlich nicht mag.

„Abmahnen für Nullcheckerbunnies“

In der Session vom Jurafunk wurde live gepodcastet. Die Session hieß „Abmahnen für Nullcheckerbunnies“ und am Beispiel Urheberrecht wurde von Henry Krasemann und Stephan Dirks eine Vorgehensmöglichkeit beim Bilderklau dargelegt.

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Sketchnotes

Carola Fichtner gab eine Einführung in Sketchnotes. Diese müssen nicht schön sein, schließlich dienen sie als Gedankenstütze. Sind sie besonders schön, ist dies eher ein Zeichen dafür, dass ein Vortrag langatmig war. Hier ein paar Tipps für den Einstieg:

  • Grundformen üben, denn in der Regel lassen sich Objekte durch die Kombination von Grundformen darstellen.
  • Visuelle Vokabeln zulegen, wie die Glühbirne als Symbol für Ideen.
  • Strukturierungselemente verwenden.
  • Und vor allem: Einfach anfangen und fehlertolerant sein.


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(Zu) viele interessante Sessions, tolle Menschen, super Organisation

Darüber hinaus gab es noch viele weitere interessante Sessions wie die von Darius Karampoor, der seine „Zaubertricks“ präsentierte, mit denen sich kostenlos oder kostengünstig bei Facebook werben lässt oder die von Anke Nehrenberg zu der Frage, welche Organisationsstrukturen digitale Unternehmen brauchen oder die von René Bröcker mit seiner Session rund um Beacons.

Leider konnten wir nicht alle Sessions besuchen. Vielleicht sollten wir daher fürs nächste Jahr mal darüber nachdenken, uns in parallelen Sessions des Barcamp Kiel von Telepresence Robotern vertreten zu lassen. 😉

Was bei einem Barcamp zählt ist aber auch die Zeit vor, nach und zwischen den Sessions. Und auch die war wieder ein Gewinn: Tolle Menschen, nette Gespräche und gutes Essen. Unser großer Dank an das Orga-Team für die – gewohnt – tolle Organisation! <3


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Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

Bibliotheken und Social Media: "Keiner will mit mir spielen, die anderen Kinder sind alle doof." Open Science & Bibliotheken 2021: 21 Tipps für Konferenzen, Barcamps & Co. Alle für einen: Crowdsourcing-Projekt OldWeather ein voller Erfolg

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