Barcamp Science 2.0: Open Science in der Praxis? Einfach anfangen!

Am 2. Mai 2016 trafen sich verschiedene Akteure und am Thema Science 2.0 beziehungsweise Open Science Interessierte zum Barcamp Science 2.0 im GESIS in Köln. Begleitet und dokumentiert wurde das Barcamp von Konrad Förstner und Matthias Fromm von Open Science Radio.

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Wie Open Science in der Praxis befeuern?

Zur Einstimmung hielt Felix Schönbrodt einen so genannten “Ignition Talk” mit dem Titel “Simple but powerful steps to put open science into practice”. Dabei zeigte er, welche Schritte von Forschenden, Universitäten, aber auch Journals vorgenommen werden sollten, um Open Science nachhaltiger zu gestalten und zunehmend salonfähig zu machen. Denn noch immer dominiert die Skepsis gegenüber Open Science in der Wissenschaft und Forschung. Als Beispiel eines Vorreiterprojekts beschreibt Schönbrodt das Open Science Committee an der LMU München. Seiner Meinung nach sollte es weitaus mehr solcher Initiativen an Universitäten und Forschungsinstitutionen deutschlandweit geben.

Sein Appell an Forschende: Bei jeder Publikation sollte darüber nachgedacht werden, diese Open Access zur Verfügung zu stellen. Zur Würdigung und für mehr Sichtbarkeit von Open Science-Praktiken sollen zudem Publikationen mit “Badges” (wie “Open Data”, “Open Materials”, “Preregistered”) versehen werden. Sicherlich wäre es hilfreich, ein international gültiges System zu etablieren – dies müsste jedoch durch die großen Forschungsinstitutionen und die Politik geregelt werden.

Auch die Infrastruktur für mögliche Veröffentlichungen sollte vereinfacht werden. Denn technische Hürden schrecken viele Forschende davon ab – und dies sei unnötig, wie Beispiele wie asPredicted.org zeigen. Wichtig ist letztlich, Open Science auszuprobieren, was auch in kleinen aber mächtigen (“simple but powerful”) Schritten passieren kann. Die “Open Science-Blase” müsste verlassen werden, indem man sich beispielsweise nicht nur unter Gleichgesinnten trifft, sondern Open Science Teil jeder einschlägigen Tagung wird. Hier geht es zum Podcast dieses Vortrages.

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Vielfalt von Praxisthemen und großen Fragen

Die 30 Teilnehmenden einigten sich sehr schnell auf 15 Sessions zu unterschiedlichen Themen – von Anwendungs- und Praxisbeispielen im Bereich Open Science, über Möglichkeiten der Nutzung und Umsetzung, bis hin zu der großen Frage “Warum überhaupt Open Science?”. Jede Session wurde auf dem Pad dokumentiert. Zudem wurden viele Interviews mit den Moderierenden der Sessions von Open Science Radio geführt.

Fragen, denen nachgegangen wurde:

Wie kann man Open Science (nachhaltig) praktizieren und welche Infrastruktur muss dafür bereitstehen?

Wie kann man Forschende von Open Science überzeugen? Welche Vor- und Nachteile sind zu beachten? Was ist für Forschende wichtig und welche Anreize sind für sie interessant?

Welche Tools werden genutzt und was sind Best Practice-Beispiele? Wie können bereits bestehende Werkzeuge genutzt werden, um Datenmengen zu bearbeiten?

Was ist bei Open Access-Veröffentlichungen und Peer Reviews zu beachten? Welche (positiven wie negativen) Auswirkungen hat SciHub?

Alle Sessions im Überblick

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Open Science kann unterschiedlich gelebt werden

Endgültige Antworten wurden kaum gefunden, sondern zumeist weitere Fragen aufgestellt, die es zu diskutieren gilt. Die Teilnehmenden stellten fest, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, Open Science zu praktizieren und dies bereits als Teil der Lehre für Studierende integriert werden sollte. Schließlich wird Open Science zunehmend wichtiger. Im Sinne der Digitalisierung der Wissenschaft führt kaum noch ein Weg an Open Science vorbei. Das Für und Wider dessen sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden. Nicht alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fühlen sich in der digitalen Sphäre wohl. Vor allem für sie sollte über Anreize nachgedacht und vielleicht auch Informationsveranstaltungen in Form von Workshops und ähnlichem angeboten werden.

Konsens war, dass Open Science ein wichtiger Faktor für den Fortbestand der digital agierenden Wissenschaft ist. Open Science sollte als natürlicher Teil des Wissenschaftssystems verstanden werden. Zwar sind bereits viele Schritte getan, dennoch ist Open Science noch nicht in allen Bereichen angelangt und muss oft verteidigt werden. Dazu ist es für einige noch zu wenig belegt, dass bestehende Open Science-Ansätze das bestehende System wirklich verbessern. Für die Zukunft wäre es wünschenswert – und das kam bereits im Vortrag von Felix Schönbrodt zutage – wenn Open Science einfach praktiziert wird und es sich als Selbstverständlichkeit etabliert.

Das Fazit des Barcamps: Großes Interesse an Open Science ist vorhanden und ebenso der Redebedarf. Es ist wichtig, sich regelmäßig zu dem Thema auszutauschen, auch wenn gewisse Aspekte wiederholt werden. Die Erfahrungen der bisherigen Barcamps Science 2.0 zeigten, dass jedes Mal neben den zum Thema Etablierten auch viele Neugierige dabei sind, die sich mehr mit Science 2.0 und Open Science auseinandersetzen wollen. Das ist ein gutes Zeichen. Zudem war jedes Mal die Hälfte der Teilnehmenden noch nie zuvor auf einem Barcamp gewesen. Und für diese Art von kurzem aber intensivem Austausch und Diskussion ist ein Barcamp sehr geeignet. Entsprechend wird es auch im kommenden Jahr wieder ein Barcamp Science 2.0 vorab zur Science 2.0-Konferenz geben – dann vermutlich in Berlin.

Der Blogpost ist zuerst auf der Seite des Leibniz Forschungsverbunds Science 2.0 erschienen.





Autoren: Johanna Kuhnert, Dr. Guido Scherp (ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft)

Bildquelle: Christian Kolle, GESIS

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