Bibliotheken auf YouTube: Zwischen gutem Image, Haul und lautem Essen

Das Videoportal YouTube genießt große Beliebtheit, insbesondere bei jüngeren Zielgruppen. Können Bibliotheken von Videotrends profitieren? Eine Recherche zeigt: die offizielle Präsentation von Bibliotheken auf YouTube unterscheidet sich deutlich von den Videoinhalten, die Privatpersonen dort hochladen.

Bereits seit zehn Jahren besteht YouTube, der Marktführer für das Hochladen, Bewerten und Ansehen von Videos. Das Videoportal gehört zu Google und ist nach der Google-Website und Facebook die weltweit drittbeliebteste Website mit mehr als einer Milliarde Nutzerinnen und Nutzern . Während die Anzahl der Fernsehzuschauerinnen und Fernsehzuschauer zurückgeht, erfreut sich YouTube weiter wachsender Beliebtheit. Und: Je jünger die Zielgruppe ist, umso höher ist im Durchschnitt ihre YouTube-Nutzung. Bei YouTube entsteht ein eigenes „Medienuniversum“, mit eigenen Trends und Stars. Manche von ihnen erreichen die Bekanntheit von TV-Größen und werden über diesen Weg mitunter zu Buchautorinnen und Buchautoren. Eine Plattform also, die auch für Bibliotheken interessant ist, um deren Bekanntheit zu steigern und ihr Image zu pflegen.

Seriöse Bibliothekskanäle

Einerseits gibt es die eher seriösen, von Bibliotheken betriebenen YouTube-Kanäle mit Imagefilmen, Veranstaltungen, Erklärvideos, Empfehlungen und vereinzelten witzigen Aktionen. Stellvertretend für die Vielzahl an Kanäle seien hier genannt:

Im krassen Gegensatz dazu scheinen manche Themen zu stehen, die eine breite Öffentlichkeit interessieren.

Laut essen und anderer Prank

Beliebt bei YouTube sind Streiche. Manche dieser als „Prank“ bezeichneten Videos spielen in Bibliotheken. Ein großes Thema dabei ist lautes Essen, wie in dem Video „Laut essen in der Bibliothek! PRANK“ oder in einer Vielzahl ähnlicher Videos.

Gern gesehen sind auch Blondinen, die eine Bibliothek aufsuchen und allerhand andere Prank-Videos, in denen nicht alltägliche, bisweilen „unter die Gürtellinie“ gehende Aktionen in Bibliotheken durchgeführt werden. Geradezu harmlos muten im Vergleich dazu Library Flashmobs an.

Haul – Sendungsbewusstsein für neue Errungenschaften

Es geht auch anders: Haul-Videos, die ihren Ursprung in der Vorstellung neu errungener Konsumartikel haben, scheinen auch für ausgeliehene Bücher und Filme im Trend zu liegen. Privatpersonen berichten begeistert von ihren Begegnungen mit Bibliotheken und stellen ihre neuesten „Schätze“ vor. Hier eine kleine Auswahl:

Wenn auch ohne direkten Bibliotheksbezug, so gibt es doch bei YouTube eine Reihe von weiteren Videos, in denen Bücher vorgestellt oder Aktionen rund ums Buch durchgeführt werden, etwa die SchockiBooksChallenge.

ASMR – Atmosphäre ist alles

AMSR-Videos beziehen sich auf die „Autonomous Sensory Meridian Response“. Diese bezeichnet ein „emotionales Kopfkribbeln“, das durch Sinnesreize aus verschiedenen Sinnesmodalitäten ausgelöst wird und als angenehm und beruhigend empfunden wird. Dieses Kribbeln wollen die ASMR-Videos ebenfalls hervorrufen. Die teilweise beachtlichen Reichweiten der Videos sprechen dafür, dass ihnen dies mit Erfolg gelingt. Sehen und hören Sie selbst:

Welche YouTube-Trends sind noch spannend?

Die Spannbreite, mit der über Bibliotheken bei YouTube berichtet wird, ist beachtlich. Während eigene Bibliothekskanäle und ihre Videos oft übersichtliche Zuschauerzahlen aufweisen, erreichen manche Prank- oder ASMR-Videos scheinbar spielend ein breites Publikum. Bei welchen Trends ist es sinnvoll, dass Bibliotheken auf den Zug aufspringen? Und kennen Sie weitere Videotrends, die Bibliotheken beobachten sollten?

icon_link Linktipps:

Videoportale am Beispiel von YouTube

Imagevideos von wissenschaftlichen Bibliotheken auf YouTube – eine inhaltsanalytische Untersuchung mit Best-Practice-Vergleich

 

 

Autorin: Birgit Fingerle (ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft; Soziale Medien, Stabsstelle Innovationsmanagement)

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Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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