MOOCen in Bibliotheken: Wieso? Weshalb? Warum?
Massive Open Online Courses (MOOCs) sind ein “niedrigschwelliges” Bildungsangebot, das jedem die Möglichkeit bietet, ohne Zugangsvoraussetzungen an akademischen Online-Kursen teilzunehmen und in einer virtuellen Gemeinschaft zu lernen. Für Bibliotheken sind MOOCs aus vielerlei Gründen eine neue Entwicklung, die es zu beobachten gilt. Wieso lohnt es sich speziell für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bibliotheken an MOOCs teilzunehmen?
von Kirsten Jeude
Es gibt vor allem zwei Gründe, warum die Teilnahme an MOOCS für Bibliothekarinnen und Bibliothekare sinnvoll ist:
- Zur persönlichen Weiterbildung
- Zur Evaluierung von MOOCs aus der Perspektive der Bibliothek
Persönliche Weiterbildung
Wegen der Ortsunabhängigkeit und der Möglichkeit der freien Zeiteinteilung eignen sich MOOCs im Gegensatz zu regulären Vor-Ort-Veranstaltungen ganz besonders für Menschen, die sowieso schon die Schwierigkeit haben Vollzeitjob, Familie, Hobbies und Weiterbildungswünsche oder -zwänge unter einen Hut zu bringen. Für Bibliothekarinnen und Bibliothekare gibt es einige Felder, auf denen eine Weiterbildung gewünscht sein könnte:
Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Kenntnisse ausbauen
In erster Linie möchte man vielleicht das eigene bibliotheks- und informationswissenschaftliche Wissen erweitern. In den letzten Jahren gab es einige Kurse, die diesem Zweck dienten, z.B.:
- Metadata: Organizing and Discovering Information
- New Librarianship Open Online Course
- Hyperlinked Library MOOC
Informatikkenntnisse auf- und ausbauen
Wer seine Informatikkenntnisse aus- oder aufbauen möchte, dem lege ich insbesondere die Plattform des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam ans Herz: openHPI. openHPI bietet z.B. den Kurs Knowledge Engineering with Semantic Web Technologies an, der Einblick in die Technologien ermöglicht, mit deren Hilfe „Linked (Open) Data“ produziert wird. Dieser Kurs wird derzeit noch für ein Selbststudium angeboten. Weitere Kurse finden sich hier: OpenHPI Kurse
Auch auf der größten MOOC-Plattform Coursera gibt es eine große Bandbreite an Informatikthemen. Seit neuestem bietet Coursera auch sogenannte „Spezialisierungen“ an. Dies ist eine Kette von Kursen, die für die Spezialisierung durchlaufen werden müssen. Für Informatik-Interessierte in Bibliotheken bietet sich z.B. diese Spezialisierung an: Data Mining
Management-Kompetenzen auf- und ausbauen
Wer sich gerne für Management-Aufgaben weiterbilden und qualifizieren möchte, findet auf verschiedenen Plattformen ein breites Angebot an Kursen, z.B. zum Projekt-Management, zum Personal- oder Zeit-Management.
- Principles of Project Management
- Specialization: Introduction to Project Management Principles and Practices
- Work Smarter, Not Harder: Time Management for Personal & Professional Productivity
- Managing people: engaging your workforce
Fach-spezifische Weiterbildung für FachreferentInnen
Heute ist es ja nicht unüblich, dass Fachreferentinnen und -referenten aufgrund von Personalengpässen die Fächer, für die sie zuständig sind, wechseln müssen. Sie stehen dann vor dem Problem, sich inhaltlich in das neue Fach einarbeiten zu müssen. Hier können einführende xMOOCs helfen, die wichtigsten Stränge des Fachs, die Grundbegriffe und bedeutende Forscherpersönlichkeiten kennenzulernen. Für die Wirtschaftswissenschaften zum Beispiel:
Evaluierung von MOOCs aus der Perspektive der Bibliothek
Es gibt gute Gründe, warum in Bibliotheken das Bedürfnis entsteht, MOOCs aus der ganz eigenen Perspektive zu betrachten: Bibliotheken könnten zukünftig selbst den Wunsch haben, MOOCs zu produzieren, um Informationskompetenz zu vermitteln; einzelne Bibliothekarinnen möchten einen Dozenten unterstützen, der MOOCs anbietet; und zu guter Letzt möchten Bibliothekarinnen und Bibliothekare vielleicht einfach den Studierenden helfen, die an MOOCs teilnehmen, indem sie in der Bibliothek lokale Lerngruppen aufbauen. Dazu ist es hilfreich, ganz persönliche und praktische Erfahrungen beim Lernen in einem MOOC zu sammeln.
Wie vorgehen?
Das Wichtigste ist, die Bedürfnisse der MOOC-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer kennenzulernen. Ein erster Schritt hierzu ist, als Bibliothekarin bzw. Bibliothekar selbst an MOOCs teilzunehmen und zwar möglichst an verschiedenen Typen. Das macht es möglich, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Typen und die unterschiedlichen Bedürfnisse, die daraus erwachsen, besser einschätzen zu können.
In Bezug auf die für eine erfolgreiche Teilnahme nötige Informationskompetenz müsste man dann feststellen, dass bei einem cMOOC der Bedarf an Informationskompetenz deutlich größer sein sollte als bei einem xMOOC. Außerdem sollte man an einem MOOC zu einem Thema teilnehmen, mit dem man vertraut ist. Das ermöglicht, sich mehr auf die Methodik und das Design des MOOCs zu konzentrieren.
Um wiederum die Lernerfahrung, die man in einem MOOC macht, teilen zu können, sollte man außerdem an einem MOOC zu einem unbekannten Thema teilnehmen. Den tiefsten Einblick in die Produktion und Durchführung eines MOOCs erhält, wer die Möglichkeit hat als „Embedded Librarian“ in einem MOOC mitzuwirken, z.B. als Dozentin oder Dozent zur Informationskompetenzvermittlung oder unterstützend bei der Bereitstellung der Materialien, die im Open Access und barrierefrei vorliegen sollten.
Kurzfassung: Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht MOOCt bleibt dumm.
Literaturtipp: Hintergründe zum Produzieren eines MOOC.
Autorin: Kirsten Jeude ist Wissenschaftliche Dokumentarin und arbeitet seit 2007 als Metadaten-Managerin an der ZWB. Sie beschäftigt sich seit 2012 mit MOOCs und hat zur beruflichen sowie zur privaten Weiterbildung bisher an fünf MOOCs auf drei verschiedenen Plattformen teilgenommen.
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