Ist Social Media in Wissenschaftseinrichtungen angekommen?

Ein Aspekt des Wandels der Wissenschaft unter dem Stichwort “Science 2.0” ist neben der Perspektive individueller Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Verhalten wissenschaftlicher Institutionen. Spielt Science 2.0 auf institutioneller Ebene eine Rolle? Wie verhalten sich Institutionen den Veränderungen gegenüber und wie schätzen sie die weitere Entwicklung ein? Eine nun im Rahmen eines Projekts des Leibniz-Forschungsverbundes Science 2.0 veröffentlichte Studie zum Social Media-Einsatz in Leibniz-Instituten beleuchtet diesen institutionellen Blickwinkel.

Im Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0 wird der Wandel der Wissenschaft, der insbesondere mit der Etablierung sozialer Medien im Forschungsalltag einhergeht, untersucht. Welche Bedeutung die sozialen Medien auf institutioneller Ebene innerhalb
der Leibniz-Gemeinschaft überhaupt haben und wie sie genutzt werden, wurde in dem Projekt “Social Media innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft” untersucht.

Im zweiten Quartal 2014 wurden Personen in Leibniz-Einrichtungen befragt, die dort für die sozialen Medien verantwortlich sind. Die Erfahrungen und Einschätzungen, die sich in dieser Studie wiederfinden, beziehen sich auf die institutionellen Auftritte in den sozialen Medien. Die vorliegende Studie erhebt zwar nicht den Anspruch, die Situation in den Leibniz-Instituten vollständig abzubilden, gibt aber interessante Einblicke.

 

Zentrale Erkenntnisse der Studie

1. Die Mehrheit der befragten Einrichtungen geht davon aus, dass eine strukturelle Veränderung Richtung Science 2.0 einsetzen wird.

Lediglich fünf der antwortenden Leibniz-Institute sind der Meinung, dass es sich bei sozialen Medien um einen kurzfristigen Hype handele. Hingegen gehen 25 Institute von einem wachsenden Umfang und damit auch einer größeren Bedeutung sozialer Medien in der Leibniz-Gemeinschaft aus. 17 Institute rechnen damit, dass Social Media-Aktivitäten für ihr Institut in den nächsten ein bis drei Jahren eine große bis sehr große Bedeutung zukommen wird.

2. Soziale Medien sind in den Leibniz-Einrichtungen angekommen.

Zwei Drittel der teilnehmenden Leibniz-Institute nutzen bereits soziale Medien. Bei 19 der in sozialen Medien aktiven Institute geschieht dies sogar als Teil der Institutsstrategie.

3. Soziale Medien werden in den Leibniz-Einrichtungen als externes Kommunikationsmittel genutzt.

Der Einsatz sozialer Medien dient dabei insbesondere der Außendarstellung, der Wissenschaftskommunikation sowie der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen. Als Hauptzielgruppen ihrer Social Media-Aktivitäten sehen die Institute dabei die breite Öffentlichkeit, Journalisten und Medien, die eigene Fachcommunity sowie Studierende.

4. Die Bandbreite der sozialen Medien wird bisher noch kaum ausgeschöpft.

Die Social Media-Aktivitäten der befragten Institute konzentrieren sich bislang auf einige wenige Dienste wie Facebook und Twitter. Akademische Social Networks wie Mendeley oder ResearchGate werden beispielsweise hingegen kaum genutzt, was allerdings durch sehr eingeschränkte Möglichkeiten für institutionelle Auftritte dort bedingt sein könnte.

Chancen und Stolpersteine institutioneller Nutzung sozialer Medien

Weitere Fragen beschäftigten sich mit der Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sozialen Medien, von wem die Initiative zur Nutzung von sozialen Medien kam, welche personellen und finanziellen Ressourcen für die Betreuung aufgebracht werden sowie mit der Erfolgsmessung. Als besonders vorteilhaft wurden die potentiell hohe Reichweite, mögliche Schneeballeffekte und die Möglichkeit zum direkten Dialog mit den Zielgruppen gesehen. Als nachteilig empfunden wurde vor allem der hohe zeitliche Aufwand für den Auftritt in sozialen Medien. Zudem erschien das Image sozialer Medien einigen befragten Instituten als unseriös und nicht für berufliche Zwecke geeignet. Weitere kritische Punkte waren die Datenschutzproblematik und mangelnde Kontrolle über einmal veröffentlichte Inhalte.

 

Science20_SoM_Flyer_RZ-2

 

Die Projektergebnisse und weitere Projektinformationen finden sich auf der Projektseite des Leibniz-Forschungsverbundes Science 2.0.

Autorin: Birgit Fingerle (ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft; Soziale Medien, Stabsstelle Innovationsmanagement)

 

 

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Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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