Der Duden geht kostenlos ins Netz. Aber warum?

Längst überfällig – nun ist er im Internet angekommen: der Duden. Wer bislang Unsicherheiten im deutschen Sprachalltag ausräumen wollte, verließ sich eher auf das demokratisch organisierte Orthografie-Angebot mit dem Namen “Google”. Doch nun will sich der Duden auch offiziell ein Stück vom Rechtschreibkuchen zurückerobern. Ob das klappt?

Die Pressemitteilung klingt jedenfalls schon einmal vielversprechend: “Das Besondere an Duden online ist im Vergleich zu gedruckten Wörterbüchern, dass alle wissenswerten Erklärungen und Hintergründe zu einem Stichwort jederzeit aktuell an einem Ort versammelt und internetgerecht aufgearbeitet sind”, heißt es da. Bei der Überarbeitung der Website wurde die Suche auf das Prominenteste in den Vordergrund gerückt: Die Ergebnisse werden flott angezeigt, gemeinsam (sofern vorhanden) mit Synonymen, Hörbeispielen, Bildern oder typischen Wortverbindungen, die in “Form von Wortwolken” dargestellt werden. Wer sich immer noch unsicher ist, kann zur Unterseite “Sprachwissen” wechseln, auf der germanistisches Know-How zu kniffeligen Fragen der deutschen Sprache vermittelt wird. Zudem gibt es ein Copy&Paste-Angebot, über das Nutzer komplette Texte auf Rechtschreibfehler hin überprüfen können – in der Praxis klappt das nicht immer einwandfrei, der im Browser integrierte Orthografie-Check ist da meist schneller.

Laut eigenen Angaben sind die Inhalte des neuen Duden dynamisch gehalten, das heißt, dass (zumindest theoretisch) täglich neue Begriffe hinzukommen können. Für Wortvorschläge gibt es ein neu eingerichtetes Feedback-Formular. Einreichungen werden redaktionell geprüft und bei entsprechender Eignung in den Katalog aufgenommen: Auf diese Weise repräsentiere der Duden stets “den deutschen Wortschatz der Gegenwart”, so der Verlag.

Der neue Duden.de ist für Nutzer komplett kostenlos gehalten, was die Frage aufwirft: Wie, um alles in der Welt, will der Verlag künftig seine Einnahmen generieren? Auf keiner Seite ist Werbung zu entdecken – es sei denn Reklame für die eigenen Duden-Produkte: in erster Linie Print-Bücher, E-Books und CD-Roms (!). Sollte es tatsächlich Strategie sein, die Kunden durch kostenlose Rechtschreibberatung milde zu stimmen und dann nonchalant zum Kauf zu bewegen? Dass dieser Plan aufgehen wird, steht zu bezweifeln. Tatsächlich ist die Rechtschreibung nicht erst seit Google zum spottbilligen Allgemeingut geworden: Textverarbeitungsprogramme, Plugins und Browser-Add-Ons werfen mit Korrekturvorschlägen um sich. Die unerschütterliche Ortografie-Instanz, die seit jeher mit exklusiven Richtersprüchen die deutsche Sprache vor Unrat beschützte, hat den Sprung in das 21. Jahrhundert nicht wirklich geschafft.

Damit das Konzept aufgeht, muss der Verlag für genügend Traffic sorgen; etwa, indem die SEO-Maßnahmen nun radikal verstärkt werden: Leider hat die Umstellung der neuen Seite alles Bisherige in dieser Richtung zunichte gemacht. Wer seit heute “Duden + Begriff” (Beispiel) bei Google eingibt, landet auf einer Nonsens-Seite des Verlages: “Duden Definitionen nachschlagen – von ‘$’ bis ‘zzt.'”

Anmerkung: Ich hoffe, dass sich hier kein Fehler eingeschlichen hat. 🙂

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