Amazon dreht auf: Kindle-Shop und Amazon Payment jetzt auch in Deutschland verfügbar

Amazon hatte sicherlich nicht geschlafen und ist nun plötzlich erwacht – aber alleine die große Anzahl an Pressemitteilungen, die der US-Versandhändler in den vergangenen Tagen vom Stapel ließ (USA / Deutschland), zeigt, dass da irgendetwas im Busch ist.

Kurz vor Ostern hat Amazon den deutschen Kindle-Shop eröffnet: Satte 650.000 Titel sind hier vertreten, darunter über 25.000 deutsche – einige Klassiker sind dank abgelaufenem Urheberrechtsschutz kostenlos verfügbar (“Reise um die Erde in 80 Tagen” von Jules Verne führt zur Stunde die Liste der kostenlosen Top-Downloads an). Auch die Zeitungsverleger kommen auf ihre Kosten: Unter anderem die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”, das “Handelsblatt” und “Die Zeit” können von Kindle-Nutzern im Einzelabruf oder als Abo gekauft werden – die ersten 14 Tage gibt für Neugierige gratis. Hinzu kommen Tausende Titel, die Autoren im Eigenverlag digital vertreiben, Kindle Direct Publishing (ebenfalls kurz von Ostern gestartet) macht es möglich.

Ein größeres Buchangebot ist derzeit bei keinem anderen deutschen Wettbewerber zu finden. Ich habe gerade einmal ein paar Preise vergleichen, im Schnitt ist es so, dass die Digitalausgabe etwa zwei bis fünf Euro günstiger als das Papierpendant ist – kein wirkliches Schnäppchen. Den Preis diktiert der Verlag. Dieser gilt dann für alle Plattformen, auf denen die digitalen Ausgaben eines Titels vertrieben werden – Buchpreisbindung olé! Dreißig Prozent Provision kassiert Amazon bei allen Verkäufen im Kindle-Shop.

Mit der Einführung des virtuellen Buchladens hat Amazon auch die Distribution der Hardware – also des Kindle und Kindle 3G – umgestellt und nimmt ab sofort auch im deutschen Store Bestellungen entgegen. Hier wird jedoch in “Euro” gerechnet und natürlich hat es der Händler sich nicht nehmen lassen, bei der Gelegenheit ein wenig an der Preisschraube zu drehen: der Kindle wird merklich teurer (139 beziehungsweise 189 Euro).

Apropos “Preis”: Am heutigen Dienstag hat Amazon dann die nächste Katze aus dem Sack gelassen und damit gleichzeitig eine Kampfansage an eBay und die Unternehmenstochter PayPal formuliert: Amazon Payments nimmt seinen Dienst in Deutschland auf. Der Versandhändler öffnet sein Bezahlungssystem für alle Betreiber von Verkaufsplattformen im Internet. Diese brauchen nichts weiter zu tun, als den neuen “Bezahl”-Button in ihre Shops zu integrieren. Die komplette Transaktion wird über Amazon abgewickelt – so, wie es die Kunden bereits gewohnt sind. Gleichzeitig umfasst Amazon Payment auch die Amazon A-Z Garantie, die unter anderem pünktliche Lieferungen gewährleisten soll.

Ein paar kleinere Händler konnten sich von Amazon bereits überzeugen lassen, etwa Thomann Cyberstore, HOH Home of Hardware, Quickshopping.de oder Medimops.de – alles keine großen Namen, doch ich gehe davon aus, dass sich dies schnell ändern wird…

Diesen Blogpost teilen:
"Library of the Living Dead": Wie eine kleine College-Bibliothek mit Zombies für Buzz im Netz sorgt Der Duden geht kostenlos ins Netz. Aber warum? Videodokus: Buchdruck – damals und heute

View Comments

RFID im Feldeinsatz: "Gefällt mir!"-Karte für Offline-Fans
Nächster Blogpost