Slack als Community-Plattform – Mehr als nur Arbeitsorganisation

Slack bezeichnet sich selbst als Messaging App für Teams. Sie erlaubt den Nachrichtenaustausch in Echtzeit zwischen Einzelpersonen, den Chat in der Gruppe in themenspezifischen öffentlichen oder privaten Channels sowie das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten. Neben einer kostenlosen Version mit begrenztem Funktionsumfang gibt es umfangreichere kostenpflichtige Versionen. Slack ist sowohl als Desktop-Anwendung als auch als Mobile App verfügbar und lässt sich als “Software as a Service” unkompliziert verwenden. Mitte 2016 hatte Slack bereits drei Millionen tägliche Nutzer und den Ruf, die am schnellsten gewachsene Business-App aller Zeiten zu sein.

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Integration, Flexibilität und Automatisierung gehören zum Erfolgsrezept

Die große Beliebtheit ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass Slack ein wichtiges Problem gelöst hat: das Integrationsproblem. Statt auf einer Vielzahl an Plattformen unterwegs sein zu müssen, ermöglicht Slack die einfache Integration von Apps aus seinem App Directory – und sichert sich so die Stellung als zentraler Knotenpunkt. Rund 600 Apps sind bislang in Slack eingebunden. Zu ihnen gehören etwa die Projektmanagement-Apps Trello und Asana, auch Skype lässt sich integrieren.

Von zentraler Bedeutung in Slack ist das Such-Tool, das nicht nur innerhalb der Kommunikationsplattform suchen kann, sondern auch innerhalb von in Slack bearbeiteten Dateien. Slack kann aber noch viel mehr: Beispielsweise lassen sich mithilfe des Slackbots Erinnerungen setzen. Vordefinierte Antworten für wiederkehrende Fragen können gespeichert, RSS-Feeds abonniert werden.

Die Flexibilität, andere Services einzubinden, und die Flexibilität der Kommunikation gehören zu den Pfunden, mit denen Slack in der Arbeitswelt wuchern kann. Diese Flexibilität führt aber auch dazu, dass sich je nach User und dessen vorgenommenen App-Integrationen das Nutzungserlebnis individuell sehr unterscheidet.

Alternativen zu Slack

Eine Reihe von Alternativen machen Slack Konkurrenz. Sie alle zu nennen, wäre schwierig bis unmöglich, auch weil die Abgrenzung zu Enterprise Social Networks, über die mindestens Teile der Aufgaben abgewickelt werden können, nicht eindeutig ist.
Unter anderem ist Google dabei, G+ mehr in Richtung eines Social Intranet weiterzuentwickeln. Zu den Wettbewerbern im engeren Sinne zählen HipChat, Mattermost, das Open Source ist und selbst gehostet werden muss, und Sid, das sich als sicherere deutsche Alternative positioniert. Angesichts der Datenschutzproblematik bei Slack, die es aufgrund des Hostings in den USA sowieso gibt, könnte dies Vorzüge bieten.

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Zu viel Rauschen auf den Kanälen?

Vieles im Arbeitsleben lässt sich über Slack organisieren, bis hin zur Organisation des Mittagessens, die sich etwa mithilfe des TacoBot des US-amerikanischen Fast Food Herstellers TacoBell in Slack erledigen lässt. Je mehr an vielfältiger Kommunikation darüber abgewickelt wird, umso mehr nimmt aber das Rauschen zu. Die Anzahl der Benachrichtigungen kann aber in Slack reduziert werden, indem man Keywords definiert, bei denen ausschließlich eine Benachrichtigung erfolgen soll. Wem das nicht reicht, für den gibt es mittlerweile einen persönlichen Workbot, der Slack filtert und dafür sorgt, dass ausschließlich die wirklich wichtigen arbeitsbezogenen Informationen zu einem durchdringen.

Je nachdem, wie man Slack im Team nutzt, welche Apps man integriert und wie diszipliniert man sich selbst verhält, hat Slack das Potential, die Produktivität zu erhöhen, die Zusammenarbeit zu verbessern – oder im Gegenteil, Zeit zu verschwenden. Denn Slack wird, zumindest in den USA, auch zunehmend für die persönliche Kommunikation mit Familie, Freunden und Bekannten eingesetzt, als ein soziales Netzwerk während der Arbeitszeit genutzt.

Communities bei Slack

Allerlei themenzentrierte Communities entstehen in Slack, deren Mitglieder sich über ihre Spezialinteressen persönlich austauschen. So gibt es bei Slack mittlerweile eine Vielzahl an spezialisierten Communities, die nicht auf eine Organisation beschränkt sind, beispielsweise Communities für Data Scientists. Einige dieser Communities erheben eine Gebühr als “Eintrittsgeld” in die Community. Über die Slacklist lassen sich weitere spezialisierte Communities finden.

Auch die Washington Post setzt auf Slack, um Communities zu betreiben. So hat sie im April “Pay Up” gestartet, eine Community, die sich als Karriereunterstützung an Frauen im technischen Sektor richtet und in der Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen eine zentrale Rolle spielen. Die Washington Post richtet diese Diskussionen selten selbst aus, sondern gibt den Mitgliedern die Möglichkeit, Slack-Kanäle für die Diskussion zu erstellen.
Der Digital Humanities Slack, in dem Informationen geteilt oder spezifische Theorien, Forschungsgebiete oder Projekte diskutiert werden, zeigt, dass Slack sich eignet, um das Arbeiten geografisch verstreuter Communities zu unterstützen.

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Slack als Lernplattform der Zukunft?

Als Lernplattform, die moderne Formen des Lernens flexibel unterstützt, könnte Slack sich auch beweisen – und damit “nebenbei” die Collaboration als Schlüsselkompetenz im 21. Jahrhundert trainieren.

Dass Slack zugleich die Möglichkeit zu Teeküchengesprächen mitliefert, hat vermutlich auch zu einer aktiven Nutzung beigetragen, von der sich so mancher MOOC wohl gerne eine Scheibe abschneiden würde. Es scheint, als ließe sich Slack nutzen, um damit auch aktive offene oder private Lerngemeinschaften zu kreieren.

Slack kann also möglicherweise die Interaktion in Lernsituationen begünstigen. Möglicherweise besitzt es damit auch das Potential, Open Science zu fördern. Wie die Akzeptanz in den verschiedenen wissenschaftlichen Communities ist, bleibt abzuwarten. Spannend ist in dem Zusammenhang, ob sich Alternativen (Stichwort: Datenschutz) etablieren, ob bestehende Communities auch über die erste Faszination hinaus aktiv bleiben und echte Collaboration fördern, und wie sich das Verhältnis von Produktivität und “Rauschen” auf den Kanälen entwickelt.

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Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

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