Design Thinking für Bibliotheken – mit diesem Toolkit befeuert man neue Entwicklungen
Design Thinking ist eine Methode der kreativen Problemlösung aus der Produktgestaltung im Design-Bereich. Vor allem aber soll mit ihr die Teamarbeit an Neuentwicklungen optimiert werden, in deren Fokus die Bedürfnisse des Nutzers stehen, für den man ein Produkt entwickelt.
Als Basis der Methode gilt die Vorstellung, dass Menschen mit verschiedenen Grundannahmen aus unterschiedlichen Disziplinen besser zusammen arbeiten, wenn sie sich in einem der Kreativität förderlichen Umfeld befinden. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung gemeinsamer Fragestellungen, in deren Folge konkret prüfbare Konzepte entstehen. Ein entsprechender Arbeitsprozess wird in diesem Denken als wesentlicher Faktor für die Gestaltung von Innovationen angesehen.
Das Toolkit – die Macher
Das nachfolgend vorgestellte Toolkit “Design Thinking for Libraries” ist das Ergebnis eines Projektes, das vom Global Libraries program at the Bill & Melinda Gates Foundation gegründet wurde. Unter Beteiligung einer Beratungsfirma für Innovationen wurden Erfahrungen von über 40 BibliothekarInnen aus aller Welt im Laufe der Jahre 2013 und 2014 berücksichtigt. Es bestand zudem eine Partnerschaft mit der Chicago Public Library in den Vereinigten Staaten und der Aarhus Public Libraries in Dänemark.
Das Toolkit – Übersicht
Das Toolkit “Design Thinking for Libraries” steht zum freien Download zur Verfügung. Man muss lediglich eine kurzes Formular ausfüllen und schon geht es los. Das Paket enthält drei englischsprachige Dokumente:
1. Der “At-A-Glance-Guide” erklärt auf 17 Seiten den Design Thinking Prozess und ist als Einführung bzw. als erster Leitfaden zu verstehen.
2. Die Toolkit-“Activities” enthalten 60 Seiten mit Worksheets.
3. Das eigentliche Toolkit besteht aus 121 Seiten, die in fünf thematische Kapitel gegliedert sind.
Das Ganze ist in englischer Sprache gehalten. Bei der ersten Ansicht wird eines sofort klar: hier steht umfassendes Material zur Verfügung, mit dem man sich lange beschäftigen und das man konkret in anstehenden Projekten benutzen kann.
Details: 1. At-A-Glance-Guide
Diese 17 Seiten haben es in sich: als Bearbeitungszeit ist ein Tag vorgesehen. Man erhält eine Einführung in den den Design-Thinking Prozess, indem man selbst einen durchläuft. Hands-on, praxisorientiert, direkt erfahrbar.
Zunächst muss eine “Challenge”, also eine Herausforderung definiert werden. Dann geht es mit dem ersten wichtigen Schritt los: der Inspiration. Es folgt die Ideenbildung, die hier auf dem Brainstorming aufbaut und außerdem nach irgendeiner Art von Dokumentation verlangt, damit Zwischenergebnisse gesichert werden. In der Phase “Iteration” (am besten übersetzt mit “Wiederholung/Durchlauf” stellt man das Erarbeitete denen vor, für die man es entwickelt hat und holt sich Feedback ein. Der Bibliotheksnutzer darf also quasi den Prototypen testen.
Sehr ansprechend: unten auf den Seiten diese kleinen Leitfadens befinden sich die Verweise auf die entsprechenden Seiten im eigentlichen Toolkit. Hierin findet man dann passend zur jeweiligen Arbeitsphase weitere Methoden erklärt.
Details: 2. die Worksheets
In fünf Kapitel aufgeteilt – zu den drei eben genannten Prozessphasen kommt noch eine Einführung und ein “Getting to Scale” hinzu – sind die 60 Seiten mit den Arbeitsblättern. Jede Übersichtsseite eines Kapitels verzeichnet die dazu gehörenden Aufgaben, hier “Activities” genannt. Außerdem ist die Zeit angegeben, die für die Übung nötig ist als auch das benötigte Material aufgelistet.
Die Arbeitsblätter selbst haben sehr ansprechend gestaltete Layouts, man kann sie ausdrucken, kopieren und sofort losarbeiten. Es gibt je nach Typ einer Aufgabe präzise Anleitungen oder Fragen, Linen, zum Teil Bewertungsachsen und Checklisten.
Details: 3. das umfassende Toolkit
Gegliedert in die schon bekanten fünf Kapitel, enthält dieses umfassende Dokument eine Menge Hintergrundwissen, eindrücklich anhand von Beispielen und einzelnen Fallstudien erläutert. Die Arbeitsschritte für die Prozessphasen sind sehr gut beschrieben, das Ganze visuell sehr ansprechend aufbereitet.
Natürlich enthält dieses Dokument auch viele Verweise auf Materialien, die durch die schon genannte Beratungsfirma erstellt wurden. Dies wirkt aber nicht besonderst störend, da meistens am Ende eines Kapitels auf zusätzliche Links verwiesen wird. Man kann diese ergänzend nutzen oder man lässt es einfach. Darüber sind die Materalien (zumindest auf den ersten groben Blick hin) oft tatsächlich sehr sinnvoll und hilfreich, da sie sich genau wie die im Text genutzen Beispiele auf Bibliotheken und Bildung beziehen.
Feedback erwünscht
Wer das Toolkit testet und dazu Rückmeldung geben will, ist dazu übrigens herzlich aufgefordert. Offensichtlich plant man, das Set weiter zu entwickeln und vor allem die Erfahrungen, die man mit dem Toolkit gemacht hat, untereinander auszutauschen.
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