MOOCs: One size fits all?

Seit einigen Jahren bieten Massive Open Online Courses (MOOCs) Bildung auf akademischem Niveau zu einem breiten Spektrum an Themen für alle an. Ortsunabhängig und in nahezu freier Zeiteinteilung kann man sich ohne Voraussetzungen (außer einem Internetanschluss) von überall auf der Welt beteiligen.

Dabei funktionieren die meisten der bislang angebotenen MOOCs nach dem Vorbild der klassischen Lehrveranstaltung an Schule oder Universität: Statt im Klassenzimmer oder Seminarraum dem Dozenten zu lauschen, sitzt man vor einem Video und folgt den Ausführungen des Dozenten. Allerdings hat man hier den Vorteil gegenüber der Vor-Ort-Veranstaltung, dass man das Video anhalten, zurückspulen oder auch schneller laufen lassen kann – gerade wie man es für sein Verständnis braucht.

Wie in Schule oder Universität kann es Hausaufgaben geben, kleine Zwischenprüfungen, die dem Überprüfen des Verständnisses des Themas dienen, und umfangreiche Abschlussexamen, die bei erfolgreichem Abschluss in ein Zertifikat münden. Weil „Massive“ bedeutet, daß man auch gerne mal 10.000 bis sogar über 100.000 KommilitonInnen hat, werden diese Tests vollautomatisch ausgewertet.

MOOC-Suchmaschinen:

Wer schon an der Uni oder in der Schulzeit mit dieser Form der Wissensvermittlung auf Kriegsfuß stand, fühlt sich daher von diesen MOOCs vielleicht gar nicht angesprochen.

Allerdings muss man nur ein bisschen weiter suchen, denn es haben sich schon verschiedene Typen von MOOCs entwickelt, die auch andere Methoden einsetzen:

cMOOCS: Vernetzung groß geschrieben

Neben den schon beschriebenen so genannten xMOOCs, die in erster Linie dem Duplizieren von Wissen dienen und aus regulären Hochschulveranstaltungen entstanden sind, gibt es auch die cMOOCs. Das „c“ steht für „Connectivism“ (dt. Konnektivismus) – eine relativ junge Lerntheorie, die den Menschen nicht als isoliertes, sondern als vernetztes Individuum versteht. Beim Lernen entsteht dabei ein Netzwerk nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zu nicht-menschlichen Quellen.

Bei cMOOCs liegt der Schwerpunkt auf der Generierung von Wissen: Die Dozentinnen und Dozenten stellen zum Kursthema als Impuls einige online verfügbare Ressourcen (z.B. Texte, Videos, Bilder) zur Verfügung sowie einen Zeitplan mit einigen festgelegten Abschnitten und Ereignissen. Aufbauend auf diesen Ressourcen können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitere Materialien erstellen, z.B. Blogbeiträge, Tweets, Videos oder Podcasts. Die so entstandenen Materialien können nun kommentiert, diskutiert oder erweitert werden. Das ganze nennt man auch „Crowd-sourced learning“. Der Fokus liegt hierbei auf dem gemeinsamen Lernen in Sozialen Netzwerken.

Eine Überprüfung des Verständnisses oder Lernerfolgs erfolgt dabei meist nicht durch automatische Verfahren, sondern die Teilnehmer bewerten sich gegenseitig. Auf diese Weise entsteht eine Vernetzung zwischen Lernenden und den Inhalten, wie sie im Konnektivismus propagiert wird.

Liste mit cMOOCs: Connectivist MOOCS

Weniger Freiheit, mehr Motivation im „umgedrehten Klassenzimmer“

Wer weniger Freiheit als bei cMOOCs, aber mehr Motivation zur Bewältigung von xMOOCs braucht, der sollte nach MOOCs Ausschau halten, die die Methode des „Flipped Classrooms“ einsetzen.

Das ist eine Unterrichtsmethode des integrierten Lernens, in der die Hausaufgaben und die Stoffvermittlung insofern vertauscht werden, als die Lerninhalte zu Hause erarbeitet werden und die Anwendung in der Schule oder Uni bzw. im virtuellen Klassenzimmer geschieht. Mit Hilfe der Vorlesungs-Videos kann man die Lehrinhalte in eigenem Tempo lernen. Im virtuellen Klassenzimmer, in dem man sich zu vorgegebener Zeit trifft (z.B. via Google Hangout), wird kein neuer Stoff vermittelt. Der gemeinsame Unterricht dient der Klärung von Fragen und zur Diskussion des Themas.

Bei Untersuchungen hat sich gezeigt, dass die Methode des „Flipped Classrooms“ höhere Erfolgsraten erzielt als gewöhnliche xMOOCs. Vorteil ist, dass man sich wirklich mit den Materialien beschäftigen muss, um bei den Gruppenaufgaben erfolgreich mitmachen zu können.

Beispiel für Flipped Classroom-MOOCs: MOOC on Web Science

SMOCs: Der Klassiker online


Eine weitere Spielart der Online Kurse sind die so genannten SMOCs (Synchronous Massive Online Course). Hier wird wieder auf die ganz klassische Form des Unterrichts zurückgegriffen mit dem einzigen Unterschied, dass man nicht vor Ort sein muss. „Synchron“ heißt dabei, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu fest gelegten Zeitpunkten der Vorlesung am Bildschirm folgen.

In einem Artikel des Wall Street Journals wurde ein SMOC so beschrieben:

“The professors have dubbed the class a SMOC—Synchronous Massive Online Class—and their effort falls somewhere between a MOOC, or Massive Open Online Course, a late-night television show and a real-time research experiment. The professors lecture into a camera and students watch on their computers or mobile devices, in real time.”

Beispiel für SMOCs: SMOC “Introduction to Psychology”

SPOCs: Die kleinen MOOCs


Quasi als Gegenreaktion auf die riesigen Massive Open Online Courses werden vereinzelt auch SPOCs (Small Private Online Course) angeboten, die alle Elemente von MOOCs enthalten, aber auf einen kleinen Teilnehmerkreis beschränkt sind.

Weitere Informationen zum SPOC-Konzept gibt es auf dem Blog der EDX University.

Ihre Lernmethode ist noch nicht dabei? Abwarten! MOOCs sind in der Bildungswissenschaft eine große Spielwiese, auf der verschiedenste Methoden eingesetzt und ausprobiert werden. Der für Sie passende MOOC wird kommen.





Autorin: Kirsten Jeude ist Wissenschaftliche Dokumentarin und arbeitet seit 2007 als Metadaten-Managerin an der ZBW. Sie beschäftigt sich seit 2012 mit MOOCs und hat zur beruflichen sowie zur privaten Weiterbildung bisher an fünf MOOCs auf drei verschiedenen Plattformen teilgenommen.

Diesen Blogpost teilen:

Fehlende deutsche Übersetzung

Auf dem Weg zum nächsten Level: Interview zu Open Science in Finnland EdTech KreativHack: EdTech entwickeln – und selbst viel lernen FIT4RRI: Offene Forschung und Innovation verantwortungsvoll gestalten

View Comments

Ist Social Media in Wissenschaftseinrichtungen angekommen?
Nächster Blogpost