Bloggen auf Tumblr für Bibliotheken

Anstatt ein eigenes Blog zu betreiben oder als Ergänzung dazu, bloggen einige Bibliotheken bei Tumblr – und profitieren dabei von der großen Beliebtheit dieser Plattform.
Was ist das Besondere am Bloggen auf Tumblr? Welche Beispiele von Bibliotheken und aus angrenzenden Bereichen gibt es?

Tumblr ist eine 2007 gegründete Blogging-Plattform, die zum Internet-Konzern Yahoo! gehört. Ihren Nutzerinnen und Nutzern verspricht sie, einfach Texte, Bilder, Zitate, Chatlogs, Links und Video- sowie Audiodateien in einem Blog zu veröffentlichen. Dafür können vorgefertigte Blog-Designs, sogenannte „Themes“, eingesetzt werden, zum Teil kostenpflichtig. Dies findet offenbar Anklang. Nach eigenen Angaben werden dort mehr als 220 Millionen Blogs mit mehr als 100 Milliarden Einträgen betrieben. Zudem gehört Tumblr weltweit zu den wachstumsstärksten und beliebtesten Social Media-Plattformen.

Dabei verzeichnet Tumblr überwiegend sehr junge Nutzerinnen und Nutzer. Der größte Anteil der Nutzer kommt aus den USA, Deutschland befindet sich aber immerhin auf Platz 5 der stärksten Tumblr-Nutzer.

Blogging und Reblogging

Neben dem Erstellen eigener Inhalte fördert Tumblr die Nachnutzung der Inhalte anderer. Das „Reblogging“ ermöglicht es, Inhalte aus anderen Tumblr-Blogs einfach zu übernehmen. Daher werden Beiträge automatisch mit dem Upload vom Urheber zur freien Verwendung im Rahmen von Tumblr zur Verfügung gestellt. Analog zu anderen Social Media-Plattformen können angemeldete Tumblr-Nutzer anderen Nutzerinnen und Nutzern folgen und ihre Beiträge favorisieren. Reblogs und Likes werden als „Notes“ bei Tumblr geführt und gezählt. Einen besonderen Charme zieht Tumblr aus seiner Rückdatierungsfunktion. So ist es möglich, auch im Nachhinein noch chronologisch Storytelling zu betreiben, wie beim Techniktagebuch.

Einen ersten Eindruck vermitteln die Tumblr-Trends, die zeigen, welche Beiträge, Suchbegriffe und Blogs besonders angesagt sind, oder die Empfehlungen des Tumblr-Teams.

Themenzentrierte Blogs sind beliebt

Thematisch decken die Tumblr-Blogs eine große Bandbreite ab, wobei sich einzelne Blogs oft einem sehr begrenzten Thema widmen.

Ein Beispiel für ein monothematisches Blog ist “Luna on chairs”, mit Fotos von einem Hund auf Sitzmöbeln, mit dem Spenden für die Krebsforschung gewonnen werden sollen. Beliebt ist auch die Merkel-Raute „Die Hände des Merkel – Deutschlands Zukunft in guten Händen“. Weitere Beispiele für die thematische Fokussierung sind “Best of Béla Rèthy” oder “Source Code in TV and Films”.

Bücher, Museen, Universitäten

Was tut sich in Bereichen, die mit Bibliotheken verwandt sind? Relativ großer Beliebtheit erfreuen sich beispielsweise die Blogs des Brooklyn Museum oder des British Museum.

Unter UNGC Archives hat die University of North Carolina ihre Archive geöffnet. Weitere Beispiele aus dem akademischen Bereich sind die Präsentation der Forschungsarbeit der University of California Research und das Blog der Cornell University. Auch die Oxford University Press ist präsent.

Zu den beliebten Bücherblogs auf Tumblr zählen Wink, das die “remarkable books that belong on paper“ vorstellt und “Books by autistics reviewed by autistics”.

Bibliotheken & Bibliotheksmenschen

Die Anzahl der Bibliotheksblogs auf Tumblr scheint überschaubar, insbesondere im deutschsprachigen Raum. Zu den beliebten Bibliotheksblogs gehört Found in The Vault vom Jugendbereich der Warren-Newport Public Library. Hier werden die Blog-Leserinnen und –Leser aufgerufen, selbst Posts über kürzlich gelesene Bücher und ähnliches beizutragen.

Die West Hartford Libraries präsentieren sich ebenso wie beispielsweise die Santa Monica Public Library, die DC Public Library oder die Seattle Pacific University Library. Da darf natürlich die New York Public Library nicht fehlen, die hier auch erfolgreich aktiv ist.
Unter
Library Advocates informiert das Washingtoner Büro der American Library Association über aktuelle Gesetzgebung und andere für Bibliotheken relevante Themen.

Humorvoll spiegeln die “Librarian Problems”, “Library Moments” oder “I work at a public library” Szenen aus dem Arbeitsleben in Bibliotheken wider. Blogs wie “What the librarian wore” beschäftigen sich mit der Kleidung von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren.

Tumblr-SCHMALESBILD
Tumblr ja oder nein?

Drei gute Gründe sprechen dafür, Tumblr zu nutzen:

1. Es soll kein eigenes Blog gehostet werden.
2. Man möchte themenzentriert bloggen.
3. Man möchte von der Tatsache profitieren, dass viele Nutzerinnen und Nutzer bei Tumblr sind, um für das eigene Thema Interesse zu wecken.

Damit verbunden ist allerdings ein Nachteil: Wie bei jeder externen Plattform ist die Abhängigkeit vom Anbieter zu berücksichtigen. Wird die Plattform geschlossen oder ändern sich ihre Nutzungsbedingungen stark, können die Inhalte verloren gehen oder ihre Nutzerinnen und Nutzer.

Zweifelsohne gehört Tumblr momentan zu den hippsten Plattformen. Ob der Nutzen oder der Aufwand überwiegen, ist gerade angesichts der wenigen Vorbilder schwierig abzuschätzen.

Autorin: Birgit Fingerle (ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft; Soziale Medien, Stabsstelle Innovationsmanagement)

Diesen Blogpost teilen:

Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

Intelligente Labels: Wie Bibliotheken von RFID (und NFC) profitieren können [Interview] Google NGram-Viewer: "Was wir von fünf Millionen Büchern lernen können" Facebook: Personenprofil in Unternehmensseite umwandeln

View Comments

Strategische Prioritäten der Europäischen Kommission für Open Science auf der Science 2.0 Tagung vorgestellt
Nächster Blogpost