NMC Horizon Higher Education Report 2015 – Was ist für Bibliotheken wichtig?

Entwicklungen in Hochschulen haben oft unmittelbaren Einfluss auf Bibliotheken. Welche Trends aus dem NMC Horizon Higher Education Report 2015 sollten Bibliotheken im Auge behalten?

Der im Februar 2015 veröffentlichte The NMC Horizon Report 2015 – Higher Education Edition stellt je sechs Trends, Technologien und Herausforderungen für Hochschulen weltweit für die nächsten fünf Jahre vor. Hier ein Überblick über die Themen, die unmittelbar für Bibliotheken relevant erscheinen.

Wenig überraschend: Collaboration, Digital Literacy und Verbreitung offener Ressourcen

Als eine lösbare Herausforderung von Hochschulen wird die Verbesserung der „Digital Literacy“, der digitalen Arbeitsfähigkeit von Lehrenden auf der einen Seite sowie von Studierenden auf der anderen Seite genannt. Anknüpfend an ihre Initiativen zur Verbesserung der Informationskompetenz könnten auch Bibliotheken hier noch aktiver werden.

Relevantester Trend mit einem Zeithorizont von drei bis vier Jahren: die Ausbreitung von Open Educational Resources. Hinter der freien Verbreitung von digitalisierten Inhalten wie Vorlesungen, begleitendem Material, Lehrbüchern und Software stehen zwei Motive: einerseits Wissen besser zu verbreiten und andererseits die Kosten für Bildung zu reduzieren. Angesichts der derzeitigen Popularität von MOOCs und der Open Access-Bewegung dürfte dieser Trend für Bibliotheken wenig überraschend sein.

Für die kommenden fünf Jahre scheint der Trend bedeutsam, dass Hochschulen zunehmend enger zusammen arbeiten („increasing Cross-Institution collaboration“). Dabei spielt die gemeinsame Nutzung von Content ebenfalls eine Rolle.

Blended Learning und Flipped Classroom

Als an und für sich schon etwas „angestaubter“ Begriff kommt „Blended Learning“ im Horizon Report zu neuer Bedeutung, wo er als für die nächsten 1-2 Jahre anzupackender Trend aufgeführt wird. Zugleich wird dort als entsprechende lösbare Herausforderung “Blending formal and informal learning“ genannt. Angefeuert wird die zunehmende und immer verfeinerte Kombination von Lernen online und von Angesicht zu Angesicht durch das Auf und Ab bei MOOCs und immer weiter entwickelte synchrone und asynchrone Kommunikationstools. In diesen Kontext passt auch das im Report als kurzfristig anzugehende Technologiekonzept „Flipped Classroom“. Beides führt dazu, dass Studierende jederzeit von jedem Ort Zugang zu entsprechenden Lernmaterialien benötigen.

Personalisiertes Lernen

Eine schwierige Herausforderung stellt laut dem Report das personalisierte Lernen dar. Hier geht es um die Entwicklung von Tools und Technologien, die maßgeschneidert das Lernen unterstützen. In engem Zusammenhang damit ist der ebenfalls im Report genannte mittelfristige Trend „Growing focus on measuring learning“ zu sehen: Die Nutzung von Daten Studierender, um das Lernen zu personalisieren und zu verbessern. Von Technologieseite wird hierzu mit langfristigem Zeithorizont die “Adaptive Learning Technology“ aufgelistet: Lerntechnologien, die den Content automatisch an das Lernverhalten anpassen.

Lernräume umgestalten

Die Schaffung dynamischerer und interaktiverer Lernumgebungen („Redesigning Learning spaces“) wird im Report als für die nächsten 1-2 Jahre anzupackender Trend benannt und Bibliotheken hier explizit mit der Einrichtung von Makerspaces als Beispiel aufgeführt. Makerspaces werden zudem im Report bei den Technologien mit einer Zeit von 2-3 Jahren zur Umsetzung genannt. Makerspaces an Bibliotheken könnten auch einen Baustein darstellen, wenn es um einen Trend geht, den der Report mit einem Umsetzungszeitraum von fünf Jahren oder mehr benennt: „Advancing Cultures of Change and Innovation“. Es wird als Aufgabe von Universitäten angesehen, Umgebungen zu schaffen, die Lernen und Kreativität anregen, um so Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern.

Noch nicht ganz so konkret, aber mit viel Innovationspotential

Bei den Technologien, die mit einem mittel- bis langfristigen Zeithorizont als relevant für Hochschulen benannt werden, stehen die „Wearable Technology“ und das „Internet of Things“. Diese Entwicklungen sollten Bibliotheken im Auge behalten und mit innovativen Anwendungen experimentieren. Tracking Tools ermöglichen es im Internet of Things via „Hypersituating“ das Wissen auf Basis des Aufenthaltsortes eines Users zu erweitern.

Wie mit dem Nebeneinander von neuen und alten Konzepten umgehen?

Eine Kernfrage für Bibliotheken wird bei der „wicked challenge“ der „Competing models of education“ deutlich, durchzieht aber auch implizit den gesamten Report: Wie gehen Bibliotheken mit dem Nebeneinander und Konkurrieren von klassischen Lehr- und Lernkonzepten und neu entstehenden Konzepten und den dazugehörigen Methoden um?

Wer sich viel mit aktuellen Trends und Innovationen beschäftigt, wird im Horizon Report 2015 wahrscheinlich wenig Neues finden. Dennoch lohnt sich die Lektüre. Das Herausfiltern von Erkenntnissen wird allerdings durch teilweise Überschneidungen von Themen etwas erschwert und stellt damit den Sinn der Einteilung in Trends, Herausforderungen und Technologien etwas in Frage.

 

Download des Reports

2015-nmc-horizon-report-HE-EN

 

icon_link Weiterführende Links:

The NMC Horizon Report > 2015 Higher Education Edition Wiki

Eine Zusammenfassung und Kritik des Reports

 

Autorin: Birgit Fingerle (ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft; Soziale Medien, Stabsstelle Innovationsmanagement)

Diesen Blogpost teilen:

Birgit Fingerle ist Diplom-Ökonomin und beschäftigt sich in der ZBW unter anderem mit Innovationsmanagement, Open Innovation, Open Science und aktuell insbesondere mit dem "Open Economics Guide". (Porträt: Copyright

Augmented Reality: Vier Anwendungsbeispiele für Bibliotheken Facebook veröffentlicht Tipp-Leitfaden für NGOs Manchester Libraries auf Facebook: Das ist ja mal ein echter Hingucker

View Comments

"Bringt die Inhalte zum Nutzer!" – Erste Anwendungen zeigen Vision für Bibliotheken
Nächster Blogpost